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das Schlachtfeld umhüllten, und die nur von Zeit zu Zeit einmal zer-
rannen, um den Kanonieren zu zeigen, wohin sie zielen müßten.
Ueberall gingen die Führer vom General bis zum Fähndrich mit
muthiger Todesverachtung voran. Beispiele des größten Heldenmuthes
kamen vor. ’
Dem Musketier Dodrowski vom dritten ostpreußischen Infanterie-
regiment entriß eine Kanonenkugel das Bein. Seine Kameraden woll-
ten ihn aufbeben. Er wies ihren Beistand zurück. „Helft dort den
gesunden Kampfbrüdern,“ rief er ihnen zu, „hier ist keine Hülfe mehr
möglich.“ Als ihm darauf einer der Zurückgebliebenen erwiederte:
„Ich kann doch nicht helfen: mein Gewehr ist von einer feindlichen
Kugel zerschmettert,“ zeigte Dodrowski auf das seinige und rief mit
angestrengter Stimme: „Da ist noch ein Schuß drin; feure ihn auf
die Franzosen ab!“ So verschied er.
Der Dragoner Schwarz vom brandenburgischen Regimente hatte
sich in der Hitze des Kampfes zu weit vorgewagt. Sieben feindliche
Reiter umringten ihn; er hieb sich aber durch und sprengte davon.
Im nächsten Augenblicke geräth er zwischen eine Rotte Scharfschützen.
Diese geben Feuer, und sein Pferd bricht mit ihm zusammen. Da
eilen die Feinde herbei, um sich seiner zu bemächtigen. Er ist aber
bald wieder auf den Beinen und haut so entschlossen um sich, daß sie
zurückweichen müssen. Jetzt erhebt sich das verwundete Pferd, und
stürzt sich mit einem gewaltigrn Sprunge unter die Feinde. Angst und
Schrecken überfällt sie. Das benutzt der Dragoner, entreißt dem näch-
sten das Gewehr, und da die andern sich verschossen haben, gelingt es
ihm, sich fechtend aus der sehr mißlichen Lage zu ziehen. Für diese
Heldenthat erhielt er das eiserne Kreuz.
Ein pommersches Bataillon sollte wegen schwerer Verluste ganz
aus dem Gefechte zurückgezogen werden. Sobald aber die Tapfern
solches vernahmen, riefen sie einmüthig: „Keinen Schritt zurück! Vor-
wärts! Vorwärts!“ Und ohne das Kommandowort abzuwarten, dringt
das Bataillon mit gefälltem Bajonette auf's Neue vor. Kartätschen
und Gewehrfeuer empfing die Braven.
Dort treibt der Major von Polizinski eine feindliche Schaar von
dem eigenen Geschütze weg seinen Landwehrreitern zu, die sie nieder-
reiten und zusammenhauen; das Dragonerregiment Prinz Wilhelm fällt
siegreich auf eine stärkere Reiterschaar. Der Unteroffizier Haak, vom
Kolberger Regiment, reißt einem Tambour die Trommel aus der Hand,
weil er ihm zu langsam geht und eilt sturmschlagend voran. Zwei
Heerhaufen stürmen unterdeß die Höhen und das Dorf Dennewitz.