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dämmerte es, und immer noch wurde um die Dörfer mit Wuth ge-
stritten. Da drang plötzlich ein starker Haufen Franzosen, die sich um
das Dorf geschlichen hatten, auf die auf den Höhen stehenden Preu-
ßen ein, während von der andern Seite französische Reiter daherrauschten,
den Preußen den Rückweg abzuschneiden. Die Gefahr war grosi. Aber
der alte Blücher verlor nicht den Muth. Schnell raffte er sechs Schwa-
dronen zusammen, die er gerade zur Hand hatte, und stürzte damit auf
die feindlichen Reiter los. Aber diese waren stärker und warfen die
Preußen zurück. In dem Augenblick durchbohrte eine Flintenkugel das
Pferd des Fürsten. Das edle Roß, ein Geschenk des Prinz-Regenten
von England, machte, vom Schmerze gepeinigt, einige ungeheure Sprünge;
dann stürzte es todt zu Boden, mit ihm der betäubte Feldherr, und
eben jagten brausend die französischen Reiter an ihm vorbel. Wie
leicht konnte er nicht entdeckt, gefangen oder getödtet werden! Nur sein
Adjutant, Masor Graf Nostiz, war bei ihm, und hielt treulich bei ihm
aus. Aber Gott wachte über sein Leben. Die Preußen trieben die
Franzosen zurück; diese stürmten wieder vorbei, ohne ihn zu bemerken.
Man half ihm nun unter dem todten Pferde hervor, brachte ihm ein
Dragonerpferd, und in wenigen Augenblicken war er wieder an der
Spitze seiner Soldaten. Jetzt zogen sich die Preußen zurück, aber mit
so guter Haltung, daß die verfolgenden Franzosen immer abgewiesen,
und fast alle Kanonen gerettet wurden.
278. Das Treffen bei Quatrebras.
Schlimmer wäre es den Preußen gegangen, wenn nicht ein Theil
des französischen Heeres zu gleicher Zeit anderweitig beschäftigt gewe-
sen wäre. Es war nämlich an demselben Tage noch ein anderer Kampf,
das Treffen bei Quatrebras. Wellington, der sich in Brüssel befand,
erhielt in der Nacht vom 15ten zum 16ten Juni die erste Nachricht
von dem Vorrücken der Franzosen auf einem Balle. Schnell sandte er
überall Boten umher, die zerstreuten Truppen herbeizurufen, und die,
welche zur Hand waren, Engländer, Niederländer, Hannoveraner und
Nassauer wurden schnell den Franzosen entgegengeschickt. Napoleon näm-
lich hatte den Marschall Ney beordert, während er selbst bei Ligny die
Preußen angriffe, auf der großen Straße, die nach Brüssel führt, vor-
zugehen, um die Engländer zurückzudrängen. Bei Quatrebras, drei
Häusern, welche da liegen, wo jene Landstraße von einer andern durch-