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Fest zu verherrlichen. Der Rath, die Geistlichkeit, die Schulen und die
Gilden holten den Kurfürsten ein und geleiteten ihn zur Kirche, wo
ihm das Te Deum gesungen wurde. Dann folgte die Huldigung und
darauf das Mittagsmahl. Nach alter Sitte beschenkte der Magistrat
den Kurfürsten mit Hafer für die Pferde, Fischen, Fleisch, großen Mol-
den voll Gewürz und Bohnenkuchen mit Mandeln und Ingwer, Körben
voll Aepfel und Birnen, eimbeckischem Bier und köstlichem Wein. Albrecht
aber nahm die Geschenke kalt auf und erwiederte sie nicht durch Gegen-
geschenke. Er selbst genoß auch nichts davon, sondern überwies sie
seinen Dienern. Während er mit seinen fränkischen Rittern beim
Mahle saß, standen die märkischen Ritter unbeachtet hungrig am
Kamin; nicht einmal einen Trunk ließ ihnen der Kurfürst reichen.
Endlich erbarmte sich ihrer der Rath von Salzwedel und schickte ihnen
Speise und Trank in ihre Wohnungen. Kaum sagte Albrecht den
Bürgern, die er überhaupt nicht recht leiden konnte, für ihre gastliche
Aufnahme Dank und entfreundete sich so Bürgerschaft und Adel. Er
mochte die Märker einmal nicht leiden. Die Entfremdung stieg noch
dadurch, daß er mit seinen Franken auf Kosten der Städte eine Zeit-
lang fürstlich lebte; daß er sich die Bestätigung ihrer Privilegien mit
schwerem Gelde bezahlen ließ, daß er die gesammten Städte endlich mit
drückenden Steuern z. B. auf Bier, zu belasten suchte. Alle murrten,
aber Alle, Adel, Geistlichkeit und Städte, beugten sich unter seinen
eisernen Arm.
Albrecht hielt sich später selten in der Mark auf und übertrug
die Verwaltung des Landes ganz seinem Sohne Johann.
27. Albrecht Achilles und Johann von Priebus.
1479.
Albrecht Achilles hatte seine achtjährige Tochter Barbara mit dem
Herzog Heinrich von Glogau verlobt. Schon nach zwei Jahren (1474)
fand die Vermählung statt. Herzog Heinrich starb aber bald darauf,
nachdem er, wie berichtet wird, seine Gemahlin und deren Familie zu
Erben eingesetzt hatte. Das Testament wurde aber von dem Vetter
des verstorbenen Herzogs, Johann von Priebus, ebenso von den Königen
Matthias von Ungarn und Wladislaus von Böhmen, angefochten.