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Schon drängen sich die Bartner dem offnen Thore zu,
Da bringt mit mächt'gem Faustschlag er Einen schon zur Ruhr,
Und nieder stürzt zur Erde hin der bezwung'ne Feind,
Und Waffen hat Syrene, eh' noch der Schwarm erscheint.
Nun mit bewehrten Händen verdoppelt er den Stoß,
Und macht die Brücke wieder von Feindeshänden los;
Auch drinnen sind die Wächter vom Spiele aufgeschreckt,
Und haben endlich grausend den Ueberfall entdeckt.
-— „Auf!!“ — ruft des Helden Stimme, wie er sie nahen hört,
— „Empor der Brücke Ketten, dieweil mein Arm noch wehrt!“ —
Und wie sie zögernd warten, bis er sich umgewandt:
— „Nicht braucht ihr mein zu denken, ich steh' in Gottes Hand!““ —
Kaum zieht nun hinten knarrend hinauf die Brücke man,
So greift noch einmal riesig die Bartnerschaar er an;
Wenn blutend manche Wunde auch schon der Körper zeigt,
Nicht merkt man es am Arme, der stark die Feinde beugt.
Und wie er Raum gewonnen, springt in den Graben er,
Der tapfre Streiter, mächtig wegschleudernd weit den Speer,
Und klimmt zur Seitenpforte gar eil'gen Schwungs hinan;
Die Heiden steh'n versteinert; es wagt sich Keiner drran.
Zwar stürmen d'rauf sie wieder mit neubelebtem Muth,
Doch die vorhin so sorglos, sind jetzt auf ihrer Hut,
Und schleudern so gewicht'ge Felsstücke auf den Feind,
Daß man des Himmels Einsturz schon zu vernehmen meint.
Bald sammelt sich auch wieder die neue Ordensmacht,
Die hat den sieben Kämpfern Erlösung bald gebracht;
Doch was ward dem Syrene, dem Helden groß und brav?
Es schweigt die Preußenchronik, welch' Loos den Edlen traf.
Vielleicht hat ihm die Fesseln genommen der Komthur,
Vielleicht noch stärk’re Bande gesucht, wie er's erfuhr.
Wohl schrieb’ es die Geschichte, wenn fürstlich er geehrt;
Sie schweigt; gewiß, sie findet den Lohn der That nicht werth.