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er mit seinem starken Gefolge auf, stürmte die Feste des adeligen Räu-
bers und ließ ihn an sein eigenes Burgthor hängen. Der Wittwe
gab er das geraubte Gut zurück.
Solches Richteramt übte der Erzbischof Engelbert. Deßhalb liebten
ihn die Städte, der Landmann pries ihn hoch, mildgestnnte Fürsten
gerten ihn; aber der raubsüchtige Adel sah in ihm seinen schlimmsten
eind.
Zu seinen größten Widersachern gehörte Friedrich von Isenburg,
ein händelsüchtiger, ränkevoller Mann. Als Schirmvogt des Stifts
Essen war er wegen seiner Habgier verklagt worden. Engelbert hatte
den Auftrag erhalten, den Streit zu schlichten. Er lud deßhalb den
Isenburger nach Soest vor Gericht. Dasselbe verurtheilte ihn, das
Geraubte zu ersetzen. Friedrich von Isenburg weigerte sich. Der Erz-
bischof drohecte. Da schwur ihm der Isenburger den Tod. Engelbert
wurde gewarnt. Er achtete nicht darauf, sondern erwiederte: „Auf
den Wegen meines Berufes scheue ich der Menschen Bosbeit nicht;
mein Leben steht in Gottes Hand; sein Wille geschehe!“ Nachdem er
sich noch vom Bischofe von Minden das heilige Abendmahl hatte
reichen lassen, verlieh er Soest, um auf seiner Rückreise nach Köln zu
Schwelm in der Grafschaft Mark eine Kirche einzuweihen. In seinem
Gefolge befanden sich auch Friedrich von Isenburg und Graf Konrad
von Dortmund. Als sie gegen Mittag nach Westhofen kamen, trennte
sich der Isenburger von dem Erzbischof, um sich, wie er sagte, nach
seinem Gute Nienbrügge zu begeben. Da glaubte Engelbert sich außer
aller Gefahr und verabschiedete bald darauf auch den Grafen von
Dortmund; doch ließ er zur Vorsicht mit dem größten Theile seiner
Leibwache die Ruhrbrücke besetzen. Allein der Isenburger hatte ihn
getäuscht. Mit fünfundzwanzig handfesten Knechten war er in der
Nacht, trotz des hohen Wasserstandes, durch den Fluß geschwommen
und hatte sich zwischen Gevelsberg und Schwelm auf der Höhe des
Waldes, wo zwei Hohlwege sich durchkreuzen, in ein Dickicht gelegt
und harrte seines Feindes.
Der Erzbischof kam sorglos den Hohlweg herauf. Nur zwei
Edelknaben, ein paar Reisige und einige Geistliche begleiteten ihn.
Plötzlich fallen die Meuchelmörder über sie her. Die Geistlichen
flüchten in den Wald. Die Reisigen und ein Edelknabe werden von
den Pferden gerissen, geknebelt und in's Gebüsch geschleppt. Engelbert's
Pferd wird verwundet und will mit ihm durchgehen. Rasche Hände
aber winden ihm im Nu den Zügel aus den Händen. Das RNoß steht.
Der Reiter wird an seinem geistlichen Gewande herabgerissen. Er