Der Geist des Heeres und der Idealismus.
„Die Welt ist meine Vorstellung.“ Dieser Satz, mit welchem der
mürrische Frankfurter Weltweise sein Hauptwerk: „Die Welt als Wille
und Vorstellung“, beginnt, enthält eine unbestreitbare Wahrheit und ist
der Grundsatz der neuen idealistischen Philosophie Ein Object besteht
nur in Bezug auf ein Subject. Die Welt ist für uns nicht das, was sie
wirklich ist, sondern was sie uns zu sein scheint. Das Subject ist
der Träger der Welt. Der Mensch trägt sein Glück und seinen Frieden
in sich selbst, denn:
Der seligste von allen Himmeln
Das ist der Himmel in der Brust.
Auch die Kraft des Menschen ist dessen Geist. Durch den Geist
hat der Mensch die Herrschaft der Welt an sich gebracht und sich die
allgewaltigen Naturkräfte dienstbar gemacht. Was der Mensch sich in
seinem Geiste beständig vornimmt, was er beständig will, das kann
er. Außere Begebenheiten machen auf die Menschen nach ihrer ver-
schiedenen Geistesrichtung und den Ideen, die sie beseelen, eine ver-
schiedene Wirkung. Selbst bei einzelnen Menschen ist der Gang der
Ideen nach Verschiedenheit des Lebensalters und der durch dasselbe
bedingten Lebensauffassung ein verschiedener. Manche Idee, welche uns
in der Jugend zu begeistern im Stande war, hat in unserem Alter nicht
dieselbe Wirkung. Des Menschen Thun und Handeln hängt von seiner
Geistesrichtung, von seinem Charakter ab.
Wie mit einzelnen Individuen, verhält es sich mit ganzen Ständen,
ganzen Völkern und Zeitaltern. Der Volksgeist kennzeichnet ein Volk,
der Zeitgeist ein Zeitalter. Ideen sind oft allmächtig. Mit Recht wurden
sie metaphysische Dichtungen genannt, stark genug, um Staaten zu be-
gründen und wieder zu zerstören. Der menschliche Geist ist die Werk-
stätte der Weltgeschichte.
Der Geist einer Gemeinschaft gibt derselben ihr eigenes Gepräge
und ihre eigenthümliche Form. So verhält es sich auch mit dem Heere.
Die allgemeine Wehrpflicht bringt es mit sich, dass der Volksgeist auf
den Geist des Heeres, auf die Denkungsart der Angehörigen desselben