Full text: Militär-Rechtliche und Militär-Ethische Abhandlungen.

Subordinations-Verletzung durch Herausforderung zum Zweikampte. 31 
überall die gleichen und daher der Natur der Sache entsprechenden 
Verhältnisse vorhanden sind, welchen durch eine gesetzliche Norm Reclı- 
nung getragen werden muss. 
Es fragt sich nun, wieso es kommt, dass die Herausforderung zum 
Zweikampfe, wenn sie gegen einen Vorgesetzten im Dienste oder aus 
Anlass eines Dienstverhältnisses geschieht, in das Verbrechen der Sub- 
ordinations-Verletzung übergeht, und welche Folgen diese verschiedene 
(Qualification nach sich zieht? Zur Beantwortung dieser Fragen, welche 
gewiss für Jeden Officier von größter Wichtigkeit sind, genügt keines- 
wegs die Kenntnis der einen über diesen (tegenstand handelnden Ge- 
setzesstelle; man muss vielmehr in den Geist des (esetzes einzudringen 
und die Absicht und das Motiv des Gesetzgebers zu ergründen suchen. 
Dies gilt überhaupt von der Rechtswissenschaft und daher natürlich 
auch von der des Militärrechtes, welche mehr als eine bloße Gesetzes- 
kunde ist. Zur Lösung der uns gestellten Aufgabe müssen wir das 
Wesen der Subordinations-Verletzung und des Zweikampfes einer Be- 
trachtung unterziehen und uns hiebei namentlich fragen, weshalb die 
Delicte der Subordinations -Verletzung und des Zweikampfes mit Strafen 
bedroht werden, und welcher Maßstab bei Bemessung der Strafen an- 
zuwenden ist? Aus der entsprechenden Vergleichung beider Delicte wird 
sich dann von selbst ergeben, unter welchen Voraussetzungen die Heraus- 
forderung des Vorgesetzten als das Verbrechen der Subordinations-Ver- 
letzung anzusehen ist, weshalb dies der Fall ist, und welche Folgen diese 
verschiedene Qualification der Herausforderung hat. 
Wir sprechen zunächst von der Subordinations - Verletzung. 
Il. 
Das Heer ist die organisierte Wehrmacht des Staates. Das oberste 
Princip jedes Heeres ist, dass der Untergebene den Befehlen des Vor- 
gesetzten gehorche, da nur dadurch die vielen einzelnen Elemente, aus 
welchen das Heer besteht, zu einer Kraft vereinigt werden können. 
Gehorsam ist der Grundsatz jedes militärischen Rechtes. Das beste 
Mittel zur Schaffung eines vom Geiste der Subordination beseelten 
Heeres ist, dass dnrch die gehörige Volksbildung in jedem das Bewusst- 
sein geweckt wird, dass im Heere den Befehlen des Vorgesetzten im 
Interesse des Staates gefolgt werden muss, dann dass der Vorgesetzte 
durch die nöthigen Mittel sich die Liebe seiner Untergebenen zu er- 
werben trachtet, so dass dieselben bereitwilligst seinem Willen sich 
unterordnen und mit Freude und Hingebung das Anbefohlene voll- 
ziehen. Allein da das goldene Zeitalter, da jeder das Rechte ohne Ge- 
setz und Richter that, nur ein Ideal des Dichters ist, so werden zur
	        
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