Full text: Die Fränkische Schweiz in Stahlstichen.

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unheimlichen Gastes entledigen? Dass Versuehe der 
Gewah eben nur fruchtiosc Versuche bleiben mussten, 
das war wohl klar, er halle ja Beweise hievon. Mitt- 
lerweile halle sich's der Andere bequem gemacht und 
auf den Stuhl gaselztl, über dessen Lehne sein dunkler 
Mantel hing. Er lasste dt Kanne, die vor ihm neben 
dem Gedecke stand und goss den einen Becher voll. 
„Euer Wein ist gul,“ sagie er, nachdem er den Becher 
bis zur letzten Neige geleert, „uber nun macht keine 
weiteren Umslände, setzt Euch zu mir und lasst das 
Mahl auftragen, ich habe Hunger und so Ihr mich 
speissch, verdient Ihr Euch meinen Dank.“ „Des Teu- 
leis Dank,“ murmelle der Graf, worauf jener meinie, 
die Dunkbarkeil des Teulels sei drum auch nicht zu 
verachten, desshalb möge er aullragen lassen und sich 
setzen. Cuno gab endlich nach und rief nach den Ge- 
richten, die sofort aufgetragen wurden, nicht ohne 
scheue Seilenblicke des wackern Leibknappen, der die 
Platten nach einander brachte. Der Gral selzte sich 
nun wohl oder übel an den Tisch und liess seinen Cast 
gewähren, der seinen Becher wieder füllte und Cuno 
aufforderte, ihm Bescheid zu ihun. Auch darin gab er 
nach und stiess mit ihm an, woran ihn jedoch der ein- 
treiende Knappe verhindern wollle. „Was beginnt Uhr, 
Herr Craf" sagie er mit zillernder Stlimme. „Es is! 
schon geschehen, Hasenfuss!“ enigernete darauf der 
Gast, „ein Riller, wie Dein lierr Gral, der an Mutlh 
seines Gleichen sucht, darf selbst den Teufel nicht fürch- 
ten.“ „GColl sei bei uns.“ sagte der Knappe und schlug 
ein Kreutz. „Lass das.“ rief der Gast und verzog sein 
widerliches Gesicht, griff aber gleich wieder zum Becher 
und (runk ihn leer, eben so liess er sich die Gerichte 
  
  
sehr gut schmecken und lobte ihre vortreffliche Zube-- 
reilung. Als das Mahl eingenommen war, schenkte er 
den Becher noch einmal voll. „Auf Euer Wohl, Herr 
Graf!“ rief er und stiess mil Cuno an, „heute lud ich 
mich bei Euch zu Gast und lhr habt mich auf eine 
Weise bewirthel, dass ich’'s well machen muss, wohlan, 
morgen solli Ihr mein Gast sein und was meine Küche 
und mein Keller liefern können, das sollt lhr kosten.“ 
„Lasst das immerhin bei Seite,“ erwiederte Cuno, allein 
der Gast liess sich nicht abweisen, „Ihr dürft mir's nicht 
abschlagen und so reicht mir denn die Hand zum Ver- 
sprechen.“ „Wenn ich selbst wollte, wüsst ich doch 
Euer Schloss oder Haus nicht,.“ meinte Cunco. „Das fin- 
del sich,: war die Anlwort, „wir taleln im Freien und 
da sollt Ihr Euch sicher über meine flinke Bedienung 
Wundern. Findel Euch nur morgen Schlag 11 Uhr Abend 
auf dem Buck dort ein; aber gewiss, denn kämt Ihr 
nicht, so miüsst ich Euch den Vorwurf der Feigheit zu- 
rückgeben, der mich in Euer Schloss führte. Also auf 
Wicderschen “ Nach diesen Worten warf sich der Gast 
seinen dunklen Mantel über die Schuller, selzte sich 
sein Barret mil der langen rothen Feder auf und ver- 
abschiedele sich. 
Der Gruf war in ein liefes Sinnen versunken, nach- 
dem er sich allein beland, die Lichter waren lief her- 
abgebrannt und der Leibknappe trat schüchlern ein und 
vor seinen Herrn hin, der den Kopf in beide Hände 
gelegl und auf die Arme geslützt halle. Der Glaube an 
den Teufel, den Luther auch den orthodoren Theolo- 
gen tleslamentarisch überlassen hal und der denn auch 
eifrig gepredigt wird, war in der Vorzeil noch maleriel- 
ler und süchlicher. Der Knappe hatte die Gewissheit 
  
  
 
	        
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