Full text: Die Fränkische Schweiz in Stahlstichen.

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den Vorwurs des Steigens der Getreidepreise machen, 
so ist diesem Vorwurl damit zu begegnen, dass 
durch rechtzeitige Anlegung von Getreidemagazinen je- 
dem wucherischen Treiben der Nerv abgeschnilien wer- 
den kann. Der Adel, dem wir als Besitzer einiger be- 
wohnbarer Schlösser und Burgen in der fränkischen 
Schweiz begegnen, ist ein sehr fein gebildeter und hu- 
manen Rücksichten huldigender. Es wird selbst bei 
der jeweiligen Anwesenheit der Gutsherren dem Besu- 
cher dieser Besilzungen keinerlei Schwierigkeil gemacht, 
das zu besichtigen, was als interessant bekannt ist. 
Wenn wir oben von der veränderten Lebenweise 
sprachen, die im Laufe der Zeit die Bewohner ange- 
nommen haben, So konnte dieselbe doch den ange- 
stammien Charakter einer derben Biederkeit nicht ver- 
wischen, der viel von dem sogenannten Holzschlegelland 
herüberbekommen, mit welcher Bezeichnung das Bai- 
reulher Oberland bedacht wurde. Die unter dem bayeri- 
schen Gouvernement von Siufe zu Siufe forlgeschrittene 
Verbesserung der Volksschulen, dic nicht blos in Städlen 
mehr zu Hause, sondern auch auf dem platten Lande 
heimisch geworden ist, lässt auch in der fränkischen 
Schweiz ihren wohlthäligen Einfluss scharf bemerken. 
Dass die katholische Geistlichkeit alle Millel aufbietet, 
die von ihr dokumenlirte allein seligmachende Kirche 
und ihre Dogmen, den Glauben an die unbefleckte Em- 
Pfüngniss der beiligen Jungfrau mit eingeschlossen, 
bleibt leicht erklärlich, ebenso, dass die orthodokxen 
prolestantischen Pfarrherrn sich jegliche Mühe geben, 
ihre Pfarrkinder dem Himmel zuzuführen. Dass es aber 
dennoch vlele, sehr viele Laien gibt, die, umgeben von 
  
so imponirender Nalur, in dieser läglich die Wunder 
Gottes suchen, ist ebenfalls nicht zu leugnen. 
Sehen wir nach den Beschälligungen der Bewohner, 
#s0 beschäfligen sich die Einwohner mil dem Ackerbau 
und es ist erfreulich, dass munches Stück den Felsen 
abgetrotzte Erde, schon gute Früchte trägt, auch der 
Hopfenbau wurde eingeführt und der Wiesenkultur be- 
sondere Sorgfall zugewendel; Gemüse und Obst wer- 
den ebenfalls angelroffen, Tabak nicht weniger; der 
Gartenbau beschränkt sich meist auf Nulz- als auf 
Luxusgürlen, obgleich es auch an diesen, und auch 
nicht an schönen Parkanlagen fehlt. Ueber Waldungen 
ist schon früher die Rede gewesen. Die Viehzucht ist 
Zzwar nichl sehr bedeutend, dech sucht man sie von 
Jahr zu Jahr zu heben. Die Bienenzucht ist mehr die 
Liebhaberei Einzelner. An die Industrie darf man nur 
die Ansprüche machen, wesche auf die Bedürfnisse des 
einlacheren Haushalts, der Bekleidung, die weniger an 
eine strenge Modevorschrisl sich hält und andere der- 
leichen Nothwendigkeilen reduzirt ist. In ebenso un- 
tergeordnetem Nang stehl der Handel. Landesprodukten- 
Händler und Krümer üben in dieser Branche die 
Praxis, und die Juden legen sich wie allenthoalben auf 
den Schacher, doch in gemildelterer Weise als früher. 
Kommen wir auf Sprache und Tracht, so hört man 
den Bambergischen und den oberländischen Dialekt, 
merklich slark anklingen, obgleich diese Mundarten in 
einer süddeulschen, immerhin von der norddeutschen 
Reinheil weil entiernien allmählig aufzugehen scheinen. 
Ebenso verschwindet die ganze Eigenthümlichkeit bäuer- 
licher Trachten allenthalben mehr und mehr, denn auch 
in die Dorfschneider ist die Cullur gefahren, wodurch 
  
 
	        
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