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Hauptbedingung bei der Benützung alles vor-
handenen Materials, bei dem compilatorischen
Verfahren, ist ein klares und scharfes Sichten
und Sondern, ein Scheiden der Spreu von dem
Wajtzen, und eine solche Arbeit fördert eben
die eigene Anschauung und Erlahrung am be-
sten. Der Verlasser hat während eines langen
Aufenthalts in Erlangen sehr oft Ausflüge nach
allen Höhen und Thälern der fränkischen
Schweiz gemacht und auf diesen Zügen eines
frischen frohen Wanderlebens nicht blos die
bitoresken Schönheiten und Manmigfaltigkeiten
in sich aufgenommen zur bleibenden Erinne-
rung, er hat auch der Geschichte dieses un-
gemein lieblichen Gebietes getreulich nachge-
forscht und die Töne des Wunderhorns der
Sagen vernommen, die sich mit dem Rauschen
der Wälder und Wasserwellen schwesterlich
einen und wie das Immergrün des Epheus an
Felsen und Mauern verfallener Riütterburgen,
wohnlicher Schlösser und frommer Andachts-
stätten emporranken, tief innerlich gehört, er hat,
geleitet von seinem hochverehrtenakademischen
Lehrer, G. H. v. Schubert, zu erforschen getrach-
tet, was das animalische und vegetabilische Le-
ben, begünstigt durch ein gesundes, krältigendes
Clima, zu Tage fördert, und was das Mineral-
reich aufweist in kolossalen Lagerungen älte-
#rer Formationen und in den interessantesten
Gebilden jener berühmt gewordenen Hôhlen,
in denen der Tropfstein seine wunderhaften
Gestaltungen vollbringt, er hat sich endlich
über die Sitten und Gebräuche, die Trachten,
überhaupt das sociale Leben des krästigen und
meist schönen Menschenschlages genau orien-
tit und dem Gedächlnisse tief eingeprägt und
zum geistigen Eigenthum gemacht, um jeder-
zeit beliebig damit schalten und walten zu
können. Diese Erfordernisse setzten den Ver-
fasser denn auch in den Stand, einem Aut-
trage zu genügen, den ihm die Stein’'sche
Verlagshandlung dahier im Jahr 1844 gegeben,
einen Wegweiser durch die fränkische Schweiz
zu schreiben, und obgleich zunächst die Lö-
sung dieser Aufgabe an die ausdrückliche Be-
dingung des Verlegers geknüpft war, dass die
Schrift nur den Text zu dem von Wiesner ge-
stochenen Gedächtnissblatte „Muggendorf und
seine Umgebungen“ begleiten sollte, somit nur
die auf dem Blatte dargestellten Ansichten aus-
führlicher geschildert, die übrigen Parlieen der
fränkischen Schweiz bloss mehr cursorisch be-
handelt werden konnten, weil der vorgeschrie-
bene Raum nicht überschritten werden durtte,
80 erfreute sich dieses Compendium dennoch
einer sehr günstigen Aufnahme von Seite des