Full text: Die Fränkische Schweiz in Stahlstichen.

  
  
sent liegt der Haagbrunnen und am Eingang in den 
Flecken grünt die #zstille“ Wiese. An beiden Plätzen 
soll nach Angabe des ehemaligen Superintendenten J. E. 
Rössler zu Baiersdorf Martin Luther Reden- an das Volk 
gehalten haben, deren Inhall ein ascelischer gewesen 
sei. Die gerade der rauschenden Kirchweihlust hinge- 
gebene lante Menge soll bei den ersten Worlen Luther's 
todlenstill geworden sein, wesshalb die Wiese ihr Prä- 
dikat erhallen habe. Ob Luther die Menge von der 
Welllreude abgemahnt, wie behanpiet werden will, las- 
sen wir dahin gestellt, es ist diess aber nicht gut zu 
glauben nach Luther'’s eigner Ansicht: 
Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang, 
Der bleibt ein Narr sein Leben lang. 
Indem wir jedoch diess anführen, wollen wir auch 
nicht vergessen, dass Lulher ein anderer war, sobald 
der Theologe aus ihm sprach, ein anderer, sobald er 
sich ganz den menschlichen Gefühlen und der Vernunft 
überliess. Seine Predigten sind daher ganz ascetisch, 
seine Tischreden ganz derb human. Der Augusliner- 
mönch bliel übrigens fest neben seinem Protestantismus 
silzen und das dem Teufel auf der Wartburg nachge- 
wolfene Tintenlass halte eben der Augustinermönch ge- 
fasst, dem Protestanten wäre es besser angeslanden, die 
in der Geslalt des Teufels aufgetauchten Zweisel durch 
die Schärfe der Vernunlk zu vertreiben. Was ausserdem 
wahr an der Anwesenheit Luther's auf den genamten 
Plälzen bei Muggendorf ist, kann nicht mit geschicht- 
licher Gewissheit dargelhan werden, die blosse Angabe 
Rössier’s möchte hier nicht genügen. Daos Jahr 1540, 
in welchem Luther auf einer Reise nach Nürnberg in 
Muggendorf angehallen haben soll, darf jedoch mit 
  
allem Fug sehr slulzig machen, denn gerade um diese 
Zeit, wo ihm seine Freunde selbst riethen, gegen die 
Katholiken, die ihm auf jegliche Weise nachstrebien, 
glimpflicher aufzutreten, ist Luther im südlichen Deutsch- 
land nicht wohl rechl sicher gewesen. 
Von Muggendorf steigt man die Anhöhe nach En- 
gelbardsberg binauf und hat bald den Adlerslein vor 
sich, einen Felsen von beträchtlicher Höhe, mit dem 
etwa nur noch der Wichsenslein concurriren kann un- 
hlter den Hôöhepunkten der fränkischen Schweiz. Bequeme 
Treppen und Sprossen führen ohne grosse Beschwerde 
zur Kuppe hbinauf, wo die Lull frischer an die Stirne 
streicht und ein herrliches Panorama sich im grossen 
Ringe um den Beschauer zieht, das nur gegen Süden 
elwas karger bedacht isl. sonst aber in der reichsten 
Fülle, Pracht und Fruchtbarkeit einer Ebene um den schö- 
nen Punkt sich schlingt, von dem aus die lieblichsten Land- 
schalten einen malerischen Wechsel bieten, die niedri- 
geren Berge mil dem Scheitelschmucke ihrer Burgen, 
Schlösser, Felsen und Ruinen zur Schau stellend, gegen 
Nordost das Fichtelgebirge, nach Westen wieder die fernen 
Höhen Frankens den Horizont begränzend, auf welchem 
Punkte die stolze Kuppel des Firmaments wie auf der Ro- 
londe eines erhabenen Nalurdomes ruht. Der König 
der Vögel, der kühne Adler, soll früher seinen Thron 
dort aufgeschlagen haben und von diesen Horsten hat 
Zzweilelsochne der Fels seinen Namen erhalten. Durch 
Engelhardsberg zurück (wo man den Schlüssel zum 
Eingang erhält), gelangt man zu der Riesenburg'). 
  
Ehe ihr diese sehr passende Bezeichnung beigelegt wurde, 
nannte sie das Volk die Geiskirche, wahrscheinlish weil 
  
 
	        
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