Full text: Die Fränkische Schweiz in Stahlstichen.

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hineinzuwinden oder auch dieselben zu umschlingen 
scheinen. Hier gehl einem das Herz warm aul gegen- 
über den unzähligen Schönheilen einer weithin sich 
ausbreilenden Gebirgsgegend. zumal wenn dieses Na- 
lurschauspiel die Weihe eines klaren sonnbeschienenen 
Tages erhält und dem Blick seinen raschen Flug nach 
dem Oberlande gestatlet, wo die starken Schultern des 
Fichlelgebirges sich erheben. Auf diesem Plalcau wird 
man sich's so recht lebendig bewusst, dass der gröss- 
lentheils sich gleichbleibende Charakter der Thäler auf 
den Höhepunkten seine Gleichberechligung in einer end- 
losen Fülle von Abwechslungen der interessanlesten 
Landschalispilder auflgehen und in jeder dieser Erschei- 
nungen Eigenthümlichkeilen erkennen lässtl, die fast nie, 
wenigstens nur sehr sellen wiederkehren. Dieser Um- 
stand lrügt schr dazu bei, dass man, ohne das Auge 
zu ermüden, bei jeder Taglahrt so viele Höhen besleis 
gen kann, als die Zeil vergönnt, weil jede reich an 
Aussichlen in ihrer Art und Bildung isl. Um sich recht 
beslimmt dieser Behauplung bewusst zu werden, be- 
steige man nur einmal den dem Schlosse zu Gösswein- 
slein gegenüberliegenden Felsen, auf dessen äussersier 
jäher Spitze ein Kreuz aulgepflanzt ist und der mit dem 
Schlosshole so ziemlich gleiche Höhe hallen wird. Die 
Richlungen der Fernsichten von diesem Standpunkle 
sind wenig verschieden von denen zu Gössweinstein, 
das sich selbst üäussersl günstig von dem Felsen aus 
zeigl, und wenn auch die Hauptlormen der Bilder eine 
Aehnlichkeil mil einander einhallen, so wird sich doch 
eine grosse Verschiedenheil ergeben, welche die ver- 
änderte Stellung des Schauenden bedingl, durch die 
auch die Objekte in den Linien ihrer Contouren und in 
  
den Nuancirungen eine Veründerung erleiden, woraus 
die Nothwendigkeit lolgt, dass bei Auflnahmen von land- 
schaftlichen Parlieen jedesmal der Standpunkt genau 
angegeben werden muss, auf welchem das Bild ent- 
worfen wurde. Nur dann lässt sich des Bildes Wahr-- 
heit aus der Wirklichkeil seiner selbst beweisen. Fehli. 
jedoch diese Angabe des Standpunktes, so ist es mög- 
lich, dass zwei gleich gute bildliche Darstellungen eines 
und desselben landschafllichen Gegenstandes so ganz 
und gar veründert und verschieden von einander aus- 
schen, dass nur der die liendilät bejahen wird, der auf 
den beiden Standpunkten sich befunden, auf denen die 
Bilder entstanden sind. Erlahrene Künstier werden die 
Nothwendigkeil der Standpunktsangabe niemals ausser 
Acht lassen, schon dessbalb nicht, weil sie ihren Ar- 
beilen durch die Beobachlung dieser Regel, die haupt- 
süchlichst bei der Landschaflsnachbildung gilt, selbst 
am meisten nützen und die Treue der Wiedergabe damit 
constatiren Kkönnen. — Von Gössweinslein dus Thal der 
Duttlach mit wildromantischen Felsenpartien, die theil- 
weise durch Anlagen gemildert sind entlang, selzen 
wir den Weg nach bottensiein") und Tüchers- 
leld forl und besleigen auch die nächst den beiden 
Orten gelegenen Höhepunkte, auf denen wir wiederum 
durch schr schöne Aussichlen reichlich belohnt werden. 
Das Pottensteiner Schloss, zu dem Stulen hinaulfführen, 
ist von beträchtlichem Umfange, in einem verwahrlosten 
  
*) Poltenslein ist der Geburtsort des Historienmalers Förtsch, 
der in der lelzien Halfte des vorigen Jahrhunderts wirkte 
und 1803 geslorben ist. Auch der berehmte Gelehrte 
Martin Crusius ist daselbst geboren 1526. 
  
 
	        
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