Full text: Die Fränkische Schweiz in Stahlstichen.

  
  
ausgenommen) hatte, so beseitigte die nunmehrige po- 
litische Einhei die manniglachen Binnengränzen, den 
häufigen Herrschaflswechsel und alle die grossen und 
kleineren Nachtheile, die mil Ducdezdynastien nothwen- 
digerweise verbunden sind. Wie viele der siolzen Ri#- 
terburgen, nun in Ruinen, noch ihre einstige Grösse und 
Herrlichkeit zeigen, andere nichis mehr aufweisen, als 
kaum erkennbare Trümmer an den Orten, wo sie ge- 
giesst man Wasser nach. Die Leichenschmäusse. Das 
Strotzelreuten bei Bauernhochzeiten. Die um den Kopl ge- 
bundenen Tücher der Fraucn und Mädchen. Das Johan-- 
nisleuer, das im Heidnischen Niedleucr hiess und in dem 
Christenthum Eingang fand, und wie Anderes auch umgewan- 
delt wurde, z. B. St. Vitos aus Swantewit, dic an Bäu- 
men vorkommenden Heiligen - und Madonnenbilder an der 
Stelle der früheren Götzenkäge, die Kapellen an den 
Stellen, wo einst Bäume, Brunnen eic. für heilig und 
Opfer fordernd gehallten wurden, das llerumtragen der 
Heiligen auf den Feldern, um den Erntescgen zu erbillen. 
Auch das Alpdrücken (Truddrücken) ist slavischen Ur- 
sprungs, davon der Trudenberg, ebenso das Sichschwen- 
ken, in die Höhespringen, Stampfen, die Glicder Ver- 
drehen eic. bei den Bauerntänzen. Die hohen Beete mit 
lielen Furchen auf den Acckern heissen noch jelt wen- 
dische Beele, wie die Orisnamen Mockas, Windischgailen- 
reuth, Windischschletten, Windischhaig, Windischleibach, 
Windischoschenbach und anderc volkssprachliche Ausdrücke, 
mit Endigungen auf ilz, itsch, schütz oder auf a, as, los, 
er, erg elc. nicht minder die Hunnengräber an das leiden-- 
thum erinnern, während die Namen Frankenhaag, Fran- 
kenberg an die Franken, Sachsendorf und andere mit 
Sachs zusammengesetzie Orisnamen an die Sachsen mahnen. 
  
#thront, wieder andere umgestaltet sind, wie es blosse 
einfache Wohnlichkeit, oder grössere Bequemlichkeit, 
oder Prachlthum forderten, so sind auch viele der al- 
ten Dynastengeschlechter und Ritterlamilien ausgestor- 
ben, während die Stammbäume anderer immer frische 
Sprossen treiben, wie die der Aufsesse, der Eglollstein, 
der Grosse, und die durch den Tod der früheren Be- 
silzer ledig gewordenen Burgen und Schlösser neue 
Herren erhielten, wie die Grafen Schönborn, die Frei- 
herrn Schenk von Slaufenberg u. s w., deren Rechte 
und Privilegien die Neuzeil mit den Forderungen der 
Humaniläl und den Billigkeitsansprüchen unter gleichen 
Gesetzen in Einklang gebracht hal, gegenüber früherer 
Willkühr im Faustrechtsalter und in den schlimmen Ta- 
gen des fluchwürdigen Feudalunwesens. Wenn wir daran 
eine grössere bürgerliche Freiheit reihen, ein höheres 
Volks- und Rechtsbewusstsein, was durch erweilerte 
Bildungsgrade der unteren Schichten der menschlichen 
Gesellschalt immer glücklichere Zustände schaffen, ver- 
edelle Früchte tragen muss, So ist das gewiss nicht 
das blosse Phanlasma sunguinischer Hoffnungen und 
Wünsche, es ist ein lichter Blick in die Zukunft, die 
kein trüber Schleier mehr künstlich zu verhüllen vermag. 
Werfen wir desshalb aus unserer wenn auch wie- 
der geschmälerten Gegenwart einen Blick in jenes Einst 
Zzurück, wo Vorrecht und Wihkührlichkeit das Haupt 
emporhoben, wo Schwert und Speer des Rechts und 
der Geselze spottelen, wo selbst der Kaiser, die oberste 
Gewalt im Reiche, oll zu den Rünken der Stärkeren zu 
hallten sich gezwungen sah, wo Bürger und Bauern im 
der lielsten Unterthänigkeil, in dichtes Geistesdunkel 
gehülll, von der welllichen wie der geistlichen Macht 
  
 
	        
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