Full text: Die Fränkische Schweiz in Stahlstichen.

  
  
nur als bequeme Mittel zu selbstsüchligen Zwecken ge- 
braucht wurden, wo der Glaube durch die plumpsten 
Hebel und den gemeinsten Materinlismus in der Höhe 
gehallen wurde, wo das hohe Reich der Natur, die 
regste Weckerin und Mehrerin menschlicher Erkenntniss, 
dem geistigen Auge neidisch verschlossen war, wo 
Iortwährend die Freundlichkeil des Lichts mit düstern 
Schatiten ringen musste, so werden uns die Verse, die 
eln vomantisirender Edelmann über seine Zimmerthüre 
schrieb: 
Kehrst du nimmer wieder, edle HRitllerzeit, 
Zeitl der Minnelieder, Zeit der Biederkeit? 
Wollll nur deutsche Brüder! Und sie wird erneul. 
wie ein Hohn auf die Vernunft vorkommen. Im Zustande 
romantischer Berauschung mag das Mittelalter allerdings 
mit überschwänglichem Lobe bedacht werden dürfen, 
die nüchteme objeklive Anschauung desselben, wird 
ihm sein Gules nicht vorenthalten oder absprechen, 
aber nie die Zeil von grobem Schrot und Korn zurück- 
wönschen, eben so wenig, als man mil vernünftigen 
Gründen für die Zukunfst den Fortschritl und das Zu- 
nehmen einer falschen und fälschenden Verleinerung im 
Denken und Handeln vindiziren kann. Bei der Betrach- 
lung der kümmerlichen Blüthen, die das politische, re- 
ligiöse und gesellschahliche Leben im Mittelaller trieb, 
darf man sitels mit einem „dass Golt erbarm’'“ daneben 
sein, auch die Wissenschaften gediehen nur wie Treib- 
hauspflanzen, es sehlie ihnen die freie Entlaltung, die 
Verallgemeinerung der Gegenwart und 80 werden nur 
elwa Künste und Handwerke sehnsüchlig auf das Mil- 
telaller zurückblicken, wo ihr treuester Hort zu linden 
isl. Auch der Adel wird in seiner jelzigen Stellung das 
  
  
Millelalter wmit seinem derb entwickellen Rilterthume 
sicherlich eher über- als unlerschälzen, und weil in 
der Vorzeit der fränkischen Schwei:z gerade dieser Zweig 
der Geschichte den fruchtbarsten Boden hat, so haben 
wir demselben gerne einen Raum in diesem Abschnilte 
des Werkes gewidmet. Das Kriegshandwerk war dem 
alten Rillerthume eine Haupfsache, aber nicht das Kriegs- 
wesen der Gegenwart kann hier als Maasstab dienen, 
Wo die beste Taklik den besten Strategen macht, dort 
galt Stärke und persönliche Tapferkeil im Augenblicke, 
Wo Lanze gegen Lanze eingelegl, Schwert gegen Schwert 
gezogen wurden. Kriege in unserem Sinne gab es dort 
nicht; mussten sich aber die rillerlichen Herren dem 
Kaiser zu Dienst stellen, so boten sie ihre Dienstman-- 
nen auf. Aul den Stammburgen oder den überkomme- 
nen Vesten fanden dann die Sammelplälze der Riller 
und Reisigen stall, und dann ging’'s vorwärls, wohin 
der Kaiser wollte. Häufiger waren die Fehden der Ril- 
ler unter sich, meist rilterliche Razzia’'s, die irgend eine 
leidenschaflliche Aufregung angestiltet haltte. Man traf 
sich dann entweder im Freien und kämpfte sein heisses 
Blut kühl, oder man schickte Fehdebriele aus, 2zog dann 
vor die Burgen und suchte sie zu erstürmen, wenn es 
gelang, auszuplündern, den Flammen zu überlassen, was 
sich widerselzle, und dann, ehe neue Kräste zur Ver- 
geltung gewonnen werden konnten, einen festen Silz in 
der eigenen Burgen einer zu gewinnen. Die Burgen 
wWaren so angelegt, dass sie mit einem Theile aufl die 
häusserste Kanie einer schroff und sleil in's Thal hinab- 
springenden Felsen- oder Berghöhe binausgerückt, 
desshalb nur sehr schwer von daher zugänglich er- 
schienen, die andern Abtheilungen (Huten), deren manch- 
  
 
	        
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