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Aulsess einen Fehdebrief. Von den grösseren Familien-
Zwisten ist indess gewiss jener merkwürdig, der nach
dem Tode Christoph Daniels von Aufsess (1672) zwi-
schen dessen Söhnen Friedrich und Carl Heinrich aus-
brach. Sie bewohnten anlangs zusammen ihr Slamm-
schloss, allein der gegenseilige Hass wuchs so gross,
dass die Mutter 1684 bei der Reichsritterschaft um
Vermittlung bat und beide Brüder aufeinander schossen.
Der ällere Friedrich hatte den grausamen Vernichtungs-
krieg gegen die Holländer unter Ludwig XIV. milge-
fochten und war rauh und stritlig mil Jedermann. Der
friedlicher gesinnte Carl Heinrich verliess desshalb 1690
sein Stammschloss und baute sich ein eignes Schloss
auf einem Berge (das jelzige Oberaufsess), wo er aber
auch von seinem Bruder nichlt in Ruhe blieb, sondern
sein Schloss sogar erslürmen sah, wobei die Unler--
lterlhanen sehr leiden mussten. Auf die kirchlichen
Verhältnisse übte diess den nachtheiligsten Einfiuss, der
sich mehrte, als die Söhne Friedrichs zur katholischen
Kirche übertraten und den katholischen Gotlesdienst in
der Schlosskapelle einführten, während Carl Heinrich
zu Oberaufsess protestantischen Privatgotlesdienst für
sich und seine Unlerthanen halten liess. Von den Vä-
tern vererble sich der tiefste Hass auf die Söhne.
Friedrich's ällester Christian Ernst und Carl Heinrich’s
einziger Christoph Ludwig treten dabei in den Vorder-
Grund. Letzterer, von dem weiler oben die Rede war,
wohnite, wie sein Vater, in Oberaufsess und seine Vet-
tern nannten ihn spottweise nur: „den aufim Berg“ oder
vauf der Sonnenleitha.“ Der fromme, muthige und recht-
lich gesinnte Christoph Ludwig lieble über Alles das
starke Lied „eine veste Burg ist unser Goll“ und wenn’'’s
hart hergehen wollte, sang er es. Im Jahre 1735 war
es schon zwischen ihm und Chrislian Ernst zum Zwei-
kampf gekommen. Wiederum harrte Chrislian Ernst
seiner in der Gegend von Thurnau, wo Pislolen die
Schmähungen rüchen sollten, die sein Veller hinterrücks
bei Fürsten und hohen Herren über ihn angebracht. Er
sang sein Lieblingslied, als er mit seinem Reitknecht
den Mönchauer Berg hinanritt. Christian Ernst schlug
die Dislolen aus. denn Christoph Ludwig war der beste
Schülze weit und breit, so dass das Volk seine Kugeln
für Freikugeln hielt. Es sollten desshalb Degen an die
Stelle der Pistolen ireten. Christoph Ludwig traf auch
da gut, allein, da Christian Ernst einen Brustharnisch
über dem Hemde trug, so bog sich die Degenspitze
Christoph Ludwig's, der indess den Bruder dennoch
verwundelc und Sieger blieb. Der Hass dieser Fami-
liengliecer endeie erst mit dem Tode Ccbristian
Ernses (1746). Die Raubritter (Schnopphähne) brach-
ten auch viele Bewegtheit in die verschiedenen Perio-
den des Mittelallers und diese Wegelagerer und Sleg-
reifrilter hatlen ihre festen Burgen und versteckten Win-
kel. Hundshaupten, am Abhang eines wilden Thales
gegen Egloffstein, wurde von den Nürnbergern zerstört
1412. In Bezug auf dieses Stegreifrittern waren die
rechten Rilter übrigens nicht sehr scrupulös, sie tha-
hlen's öller auch, denn die Züge lohnten sich, wenn sie
auch Cefahr und zuweilen noch mehr brachten. Hier
nur ein Beispiel. In Streitberg sass Conrad Scholl, ein
Beamier des Markgralsen Casimir, und machte, wie er
es schon früher gethan, als er noch Pfleger auf dem
HRothenberg war, die Wege durch seine Plackereien un-
sicher. Da schrieb der schwäbische Bund, der diesen