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nahen sollen, wer nicht daran glaubt, der sieht und
hört auch nichts von den magischen Wundern, deren
eifrigster Protektor gegenwärtig Juslinus Kerner in
Weinsberg ist, der mit der Seherin von Prevorst einen
grossen Lärm in die Well geschlagen hat.
Im Jahre 1823 u. 1823 stand da, wo jelzt die Molkenkur--
anstalt zu Streitberg sich befindel, das Gasthaus mit dem
Gartensalettchen, wo man Siesta hielt, oder der schönen
Aussicht nach der Neideck hinüber und in den Eber-
mannsladter Grund hinab sich überliess. Der wackere
Wirth hiess Mader und die Erlanger Burschenschoafter lagen
in den genannten Jahren ofl ganze Monale lang in Streit-
berg, mit oder ohne Geld, das war ganz gleich, denn
Mader. der mil jedem Burschenschaller eo ipso Smollis
war,. creditirte gern und hat leider vic dadurch ver-
loren, obgleich er seine Zechen zu machen versland.
lch halle mein Gymnasialabsolulorium keine zwei Slun-
den mit der Erlanger Universlilätsmatrikel vertauscht,
als ich auch schon eingeladen wurde, eine Tour nach
Streilberg mit zu machen. Zwei Monale komnte ich 1odl
schlagen, bis die Collegien ihren Anfang nahmen und
dieses angenehme Mordwerk vollbrachte ich richtig
ganz und gar in Streitberg, Muggendorf und seinen
nüheren und entfernteren Umgebungen, wo der bier-
durslige Cicerone Pelrus manche Halbe auf meine
Rechnung hinuntergoss und sein stereolypes Liedchen
fistulirte:
Trink’'“ i Wasserla, so sterb’ i
Trink’ i Bierla, so verderb’ i
Lieber Bierla trunken und verdorben
Als Wasser trunken und gestorben.
Alter Pelrus, schlauer kuchs, du bist, (rotz du kein
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Wasser getrunken, doch gestorben. Dieser Peirus
wusste nun auch eine Menge erbaulicher Geschichten,
die er in der Regel mitl der eröffnete, dass einer der
Streilberge einen Neidecker auf dem Abtritt mit dem
Pfeil todt geschossen. Dann gerieth er in den Hexenwald.
Wo zwei Ritter auf einander stiessén, ihre Lanzen zer-
splitterten und sich lodesmüde mit dem Schwerite ab-
ämpften und beim Aufschlagen der Visire jeder in dem
Gesichte des andern sein eigenes geisterbleiches Antlitz
erkannte. Oder er erzählte hastig, wie zu Rabeneck
ein Burgfräulein gewesen, gegen die bei einem ein-
samen Gange ein Hirsch herangesprungen, der sie auf
sein Geweih nohm und entführte auf Nimmerwieder--
kehr. Wieviel das Gnadenbild in der Wallfahrtskirche
zu Gössweinstein schon geheilt, das wusste er am
Schnürchen herzuzählen. Dass die Schweden mit sil.
bermen Kugeln geschossen, das war ihm so gewiss.
als duss die Franzosen die Weiber verhext haben. Und
so gelangte er durch Kreutz und Ouer, durch Dick und
Dünn zu der Wollsberger Sage von den schwachen Kugelm.
Es war ein junges Blut von Maler auf das
Schloss gekommen, halle sein Sprüchlein bei dem grei-
sen Rilter angebracht, der dem schmucken Jungen
freundlich in’'s blaue Auge sah und eine hohe Kanne
Wein bringen liess, um dem Gasie ein statlliches Bhss-
Slas zu kredenzen. Doch der hatte es kaum an den
Rand seiner Lippen geführt, als es seiner Hond entglitt
und in Scherben auf dem geläfellen Boden lag, dessen
Bohlen den edien Wein einsaugten. Wie war dab nur
so ungeschickt gekommen? Iim Moment, als der arme
Junge trinken wollte, trat die Nichte des allen Ritters
ein, ein hohes schlankes Jungfrauenbild, deren blonde