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1161. Von der Klugheit der Hauptmannsgrüner.
Köhler, Volksbrauch im Vogtlande, S. 627.
Die Hauptmannsgrüner wollten einmal eine Wiese nach einem
andern Platze ziehen und schlugen einen Pfahl ein; daran be-
festigten sie ein Ortscheit und spannten Ochsen vor. Als nun der
Wind die Schmielen bewegte, hielten sie dafür, daß die Wiese
fortrücke. Und als die Ochsen noch mehr angetrieben wurden,
rissen die Stränge und die Ochsen liefen bis nach Stenn. In
Stenn ist das Ortscheit liegen geblieben, und es soll noch heut
dort liegen.
Ein andermal konnten die Hauptmannsgrüner das Zapfen-
loch eines Teiches, dessen Wasser abgelassen werden sollte, nicht auf-
finden. Da sagte der Richter: „Aun müssen wir'n aussaufen.“
Er legte sich zuerst hin und nach ihm die Bauern, und sie fingen
an zu trinken.
1162. Wie die Ebelsbrunner den Mond fangen wollten.
Köhler, Volksbrauch usw., S. 627.
Von den Ebelsbrunnern wird erzählt, daß sie einst den auf-
gegangenen Mond dicht am Berge stehen sahen; da holten sie
Stangen, um ihn herunterzuschlagen, und es entstand infolgedessen
das Spottlied: „In Abelsbrunn
Sein se hameldumm,
Aehm' se lange Stang,
Woll'n den Monden fang'’!"
1163. Der bedrohte Mond am Auersberge.
Nah Th. Schäfer im „Sächs. Volksfreund", 1880, S. 211.
Die Eibenstocher hatten einst dem Monde den Krieg erklärt,
man weiß jedoch nicht mehr aus welcher Ursache. Sie zogen also
auf den Auersberg, schrien und wollten den Vollmond mit einer
langen Stange herunterholen. Es ist ihnen jedoch nicht gelungen,
wie männiglich weiß.