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Schoben vom Dache abgerissen. Da wurden alle Gesichter klüger,
und alle wiesen mit Fingern auf die Pfarre und sprachen alle:
„Seht ihr's? wer nicht hören will, muß fühlen!“ Aber die Not war
damit doch noch nicht alle, denn die Ehemänner hatten des guten
Beispiels wegen alle so geblasen und sich angestrengt, daß sie ihren
Pflichten nicht Genüge leisten konnten. Und so liefen alle Weiber
zum Bürgermeister und klagten es ihm und schalten ihn, und war
ein großer Jammer in der ganzen Stadt. Der Bürgermeister aber
war ein kluger Mann und sagte, jetzt könne es nichts mehr helfen;
aber weil sie doch oben auf dem Berge lägen, und so ein Wind
leicht wieder kommen Kkönnte, so sollte in jedem Hause ein Blase—
balg gehalten werden, daß sich ein andermal die Männer nicht
mehr so anstrengen dürften. Und also geschah es, und so ist es
noch bis auf den heutigen Tag in Weißenberg: wie anderwärts
ein Feuereimer, ist dort in jedem Hause ein Blasebalg.
1171. Der Dubringer Schulze.
Luziéan 1867, S. 90; übersetzt von Dr. Pilk.
In Dubring“ hatten sie keinen Schulzen, und darum wollten
sie sich einen verfertigen. Da setzten sie ein altes Weib auf einem
Berge auf einen Kürbis. Die Leute Rkamen aber immer nachsehen
und konnten es nicht erwarten, daß ihr Schulze ausgebrütet wäre.
Aun stand die Frau einstmals auf; da kollerte der Kürbis vom
Berge herunter und zwar in ein Gesträuch. Dort sprang ein Hase
heraus und die Leute riefen:
ksch, ksch,
kennst du deine Mutter nicht?“
Aber dieser Hase lief so schnell wie er nur konnte und die Leute
hinter ihm drein sallein sie konnten ihn nicht erwischen).
* Der Ort liegt zwar auf preußischem Gebiete, aber hart an der
sächsischen Grenze bei Oßling und gehört dem Kloster Marienstern. Da die
sächsischen Machbarn an der Ausbildung der Sage mindestens gleichen Anteil
genommen haben dürften wie die preußischen, so sollte sie hier nicht fehlen.