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schah, zwischen Zittau und dem später angebauten Flecken Herrnhut,
heißt noch jetzt das Königsholz, und das Haus, wo der Schuh—
macher damals gewohnt, hat noch jetzt über der Tür eine in Stein
gehauene vergoldete Krone.
1186. Was das Rennen nach dem Semper bedeutet.
Gräße, Bd. II, Nr. 752; Röpping in der Lausitzer Monatsschrift, 1805,
Bd. L, S. 1—18; Carpzovs Ehrentempel d. Oberlausitz, Bud. 1719, Bd. I,
S. 250; Hoffmann, Scr. Lus., T. II. S. 360; Lausitzer Mag., 1837, S. 174;
Haupt, Bd. I. S. 59 ff.
Mehrere Chronisten der Oberlausitz berichten, es sei ehedem
der Gebrauch in der Stadt Bautzen gewesen, daß Donnerstags vor
Fastnacht die vornehmsten Frauen, sowohl junge als alte, zusammen-
liefen, allerhand schandbare Lieder sangen, den Bürgern in die
Häuser liefen und für ihre unehrbaren Possen, Reden und Gebärden
Bratwürste, Fleisch, Brot und andere Viktualien verlangten. Diese
schändliche Gewohnheit, das sogenannte Rennen nach dem Semper,
soll nun als ein unsauberes Uberbleibsel der alten Bachhanalien,
das die alten Wenden beibehalten, der Bischof zu Meißen, Joh. Hoff-
mann, im Jahre 1444 (nach anderen 1442 oder 1447) abgeschafft,
doch dagegen ein festum Mariae virginis, inventionis pueri, da sie
den Knaben Jesus im Tempel fanden, zu feiern angeordnet haben.
Damit ist aber noch nicht erklärt, was das Semperrennen
eigentlich bedeute, und so hat man verschiedene (afterwissenschaft-
liche, unhaltbare) Erklärungen gegeben.
Eine alte handschriftliche Chronik erzählt, es habe nach dem
König Sompar“, der 44 Jahre im Regiment gesessen, in Germa-
nien und in deutschen Landen sein Sohn, König Schwab, 46 Jahre
lang geherrscht, denselben hätten seine Machkömmlinge, die Schwaben,
auch zum Gott gemacht, ihm in der Gegend, da jetzt Görlitz und
das Lausitzer Land ist, einen wilden und erschrecklichen Wald ge-
weiht, wären auch alle zu gewöhnlicher Zeit zusammengekommen,
hätten ihn offenbar mit Menschenblut verehrt und in seinem (näm-
lich des Sompars) Aamen einen Mienschen wie einen Ochsen abge-
stochen und abgetan; es habe auch niemand in den Wald gehen
* Derselbe wird auch Zember, Cimber, Gambrivius genannt.
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