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dürfen, es wären ihm denn die Hände auf den Rücken gebunden
gewesen, damit anzuzeigen die Gewalt Gottes und daß er einig
wäre und die Einigkeit liebe; wenn nun einer ohne alles Gefähr
gefallen sei, habe er nicht wieder aufstehen dürfen, sondern sich
herauswälzen müssen.
Andere glauben, das Wort komme davon her, daß die Frauen
zu Ehren des heiligen Symphorianus, der angeblich der Unfrucht—
barkeit habe abhelfen sollen, diesen Unfug getrieben. — Auch in
Aürnberg wurden im 14. und 15. Jahrhundert Fastnachtslustbar—
keiten der Handwerker und später auch der Patrizier unter dem
Aamen: „NAach dem Schönbart laufen“ gehalten und gaben zum
Singen der sogenannten Schemperlieder Gelegenheit.“
1187. Woher das Sprichwort kommt: Zu Bautzen hängt
man die Diebe zweimal.
Gräße, Rd. II, Nr. 751; Lausitzer Mag. 1772, S. 27.
Um die Mitte des 16. Jahrhunderts hat sich ein Student
aus Polen nach Budissin gewendet und daselbst eine Weile auf-
gehalten. Weil er nun eines melancholischen Temperamentes war
und mitunter mancherlei wahnwitzige Dinge vornahm, so nannte
man ihn gemeiniglich den tollen Bartholomäus. Wie es nun zu
geschehen pflegt, daß dergleichen tiefsinnige Personen von gewöhn-
lichen Leuten häufig verspottet werden, so ging es auch mit diesem
polnischen Studenten. Als ihn nun einmal ein Schuster, namens
Hienke, wohnhaft an der Seydauer Brücke, nicht wenig verspottet
und für ein Paar ihm gefertigte Schuhe die Bezahlung mit großem
Ungestüm verlangt hatte, so fragte er den erwähnten Schuster im
Eifer, ob er nicht zu seiner Bezahlung dürres Leder annehmen
wolle? Der Schuster geht dies ein. Was tut nun der tolle Barthel?
Er ersteigt an einem Sonnabend (den 17. Sept. 1558) um Miitter-
nacht den vor dem Lauentore befindlichen Galgen, nimmt zwei
daran befindliche justifizierte Körper, so fast drei Jahre gehangen
hatten, davon ab, trägt solche als ein großer und starker Mensch
* Vgl. über das Wort Schemperlied mein Sagenbuch der Sächsischen
Schweiz, S. 136.