Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

— 43 — 
geschlossen, und nur an hohen Festtagen war es einzelnen vergönnt, 
ins Innere der Höhle zu treten und sich dort Schätze zu holen. 
Einst sollen arme Kinder hier Holz gesammelt und eine von ihnen 
noch nie bemerkte Höhle gesehen haben. Aeugierig kletterten sie 
an den Rand derselben, um hineinzublicken. Da entführte der 
Wind den Hut des einen Kindes in das Innere der Höhle und 
dieses jagte ihm keck nach, um ihn zu erhaschen. Plötzlich sieht es 
sich vor einer schwarzbehangenen Tafel, an der ernste, bleiche 
Alänner sitzen, welche mächtige Haufen Goldes zählen. Freundlich 
winken sie dem zitternden Knaben und geben ihm seinen verlorenen 
Hut mit Gold gefüllt zurüch. Er verläßt die Höhle und eilt mit 
seinem Schatz nach Hause. Umsonst suchte man später nach dem 
Eingange derselben; er war verschlossen und hat sich nie wieder ge- 
öffnet. Im Volke aber besteht der Glaube, daß verstorbene Bürger- 
meister von Löbau in dem Felsen einen Schatz hüten, mit dem sie 
die Stadt einst, wenn sie in Mot ist, unterstützen würden. 
36. Der Hahnenberg. 
Ubersetzt von Dr. Pilk aus Protyka za Serbow TPfedzcnakl 1895, S. 36—37. 
Bei Hermsdorf (nahe Königswartha) ist ein Berg, welcher 
Hahnenberg heißt. Einst ging ein junger Schmied über den Hahnen- 
berg zu seinen Eltern nach Hause, fröhlichen Sinnes, das er sie bald 
wiedersehe, weil er lange in der Fremde geweilt hatte. Der Weg 
führte ihn von Luppa nach Hermsdorf. Als er aber ganz nahe zu 
erwähntem Berge kam, auf welchem gerade die Kieferchen ungefähr 
eine Elle hoch waren, blieb er stehen, weil er etwas erblichte, was 
er früher niemals gesehen hatte. Sieh, vor ihm führte ein großes 
gewölbtes Tor, das geöffnet war, in den Berg hinein. Er dachte 
bei sich, daß hier vielleicht Bergleute seien, die in dem Berge 
arbeiteten, und wollte sie sich näher ansehen. Als er sich aber 
näherte, erblichte er dort ein graues Männlein mit langem, grauem, 
verwildertem Barte; das winkte ihm, daß er näher RKäme. Der 
Schmied erschrab vor ihm, weil es ihn mit scharfen Augen an- 
schaute, und wollte wieder fliehen. Der Graue rief ihm zu, 
daß er sich nicht zu fürchten brauche, und fragte ihn, ob er Schmied
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.