Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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er in die Acht erklärt worden war, verloren hatte, belehnt ward, 
soll er den Kaiser um ein Unterscheidungszeichen seines Wappens 
gebeten haben: da warf derselbe, der eben statt der Krone wegen 
der großen Sonnenhitze einen Rautenkranz auf dem Haupte trug, 
diesen schräg über Bernhards Schild als künftiges Wappenzeichen. 
Eine andere Sage erzählt, Herzog Bernhard habe auf der Heim— 
kehr von einer Pilgerfahrt zu Venedig, da ihm sein Geld aus— 
gegangen, bei einem reichen Handelsherrn, um sein Leben zu fristen, 
in Dienst treten müssen und hier ein Liebesverhältnis mit der 
schönen Tochter desselben angeknüpft; als er nun fortgezogen, habe 
sie ihm zum Abschied einen grünen Kranz verehrt, den habe er in 
zwei Hälften zertrennt, die eine habe er über sein Schild gehängt, 
die andere aber ihr als Andenken zurückgegeben. 
1192. Wie Graf Wiprecht von Groitzsch mit dem Kaiser 
nach Welschland zieht. 
Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Bd. II, Ar. 27. 
Kaiser Heinrich IV. zog über die Alpen, seine treulosen Dienst- 
mannen in Italien zu züchtigen. Wiprecht aber war einer seiner 
tapfersten Degen und zog allen voran mit Borvi, dem Königssohne 
von Böhmen, denn er hatte dem Böhmerherzoge Wratislaw die 
Königskrone verschafft. 
Und sie verwüsteten Lombardien und kamen nach Rom und 
schlossen es ein. Sie belagerten aber die heilige Stadt drei Jahre 
lang. Die Römer machten einen Ausfall, und es war eine heiße 
Schlacht. Und König Heinrich focht, bis ihm die Hand steif wurde. 
Da schlug ihm ein Römer das Schwert aus der Hand. Der König 
rief nach Wiprecht. Und Wiprecht eilte herzu und gab dem Kaiser 
sein eigenes Schwert. 
Und Wiprecht hatte einen gewaltigen Schild in der Hand. 
Mit dem schlug er auf die Bömer ein, und hatte khein Schwert 
und trieb allein mit seinem Schilde die römischen Krieger vor sich 
her an die Mauern der Stadt. Und war seit Simsons Zeiten solch 
ein Held nicht erfunden worden.
	        
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