— 971 —
er in die Acht erklärt worden war, verloren hatte, belehnt ward,
soll er den Kaiser um ein Unterscheidungszeichen seines Wappens
gebeten haben: da warf derselbe, der eben statt der Krone wegen
der großen Sonnenhitze einen Rautenkranz auf dem Haupte trug,
diesen schräg über Bernhards Schild als künftiges Wappenzeichen.
Eine andere Sage erzählt, Herzog Bernhard habe auf der Heim—
kehr von einer Pilgerfahrt zu Venedig, da ihm sein Geld aus—
gegangen, bei einem reichen Handelsherrn, um sein Leben zu fristen,
in Dienst treten müssen und hier ein Liebesverhältnis mit der
schönen Tochter desselben angeknüpft; als er nun fortgezogen, habe
sie ihm zum Abschied einen grünen Kranz verehrt, den habe er in
zwei Hälften zertrennt, die eine habe er über sein Schild gehängt,
die andere aber ihr als Andenken zurückgegeben.
1192. Wie Graf Wiprecht von Groitzsch mit dem Kaiser
nach Welschland zieht.
Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Bd. II, Ar. 27.
Kaiser Heinrich IV. zog über die Alpen, seine treulosen Dienst-
mannen in Italien zu züchtigen. Wiprecht aber war einer seiner
tapfersten Degen und zog allen voran mit Borvi, dem Königssohne
von Böhmen, denn er hatte dem Böhmerherzoge Wratislaw die
Königskrone verschafft.
Und sie verwüsteten Lombardien und kamen nach Rom und
schlossen es ein. Sie belagerten aber die heilige Stadt drei Jahre
lang. Die Römer machten einen Ausfall, und es war eine heiße
Schlacht. Und König Heinrich focht, bis ihm die Hand steif wurde.
Da schlug ihm ein Römer das Schwert aus der Hand. Der König
rief nach Wiprecht. Und Wiprecht eilte herzu und gab dem Kaiser
sein eigenes Schwert.
Und Wiprecht hatte einen gewaltigen Schild in der Hand.
Mit dem schlug er auf die Bömer ein, und hatte khein Schwert
und trieb allein mit seinem Schilde die römischen Krieger vor sich
her an die Mauern der Stadt. Und war seit Simsons Zeiten solch
ein Held nicht erfunden worden.