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1193. Wie durch Wiprecht Rom erobert wird.
Haupt, Bd. II, Ar. 28.
Es hatte aber Wiprecht unter den Seinigen einen gescheiten
Kerl, mit Mamen BRas. Den schichte er bei Nac#t unter die Mauern
der Stadt, zu erforschen, wo etwa eine unbewachte Stelle wäre.
Denn die Bömer sind leichtfertige Leute. Und Ras fand eine
Mauer, da war kRein Wächter dabei. Solches meldete er dem
Grafen, und Wiprecht nahm zwei Leitern und einige von den
Seinigen, und sie erstiegen unbemerkt die Alauern. Ras zuerst
und Wiprecht zur zweit und vierzig Mannen Wiprechts hinter-
drein. Und ließen's dem Könige sagen, und der König Ram herbei
mit sehr großer Kriegsmacht und hieb die Tore entzwei. Die RBömer
aber schrien sehr und wehrten sich tapfer; aber es half ihnen nichts.
Also ward durch Wiprechts Witz und Kühnheit Rom erobert.
Der Papst aber wollte durch die Peterskirche in das Haus
Theodorichs fliehen. Da verlegten ihm die Deutschen den Weg, und
so wurden die Römer in der Kirche eingeschlossen. Und waren
darin drei Tage lang und machten häufige Ausfälle durch die Kirch-
türen, wehrten sich tapfer. Da nahm Wiprecht einen großen Balken,
und wie sie wieder einmal zurüchflohen durch die Türe, warf er
den Balken dazwischen, stürmte nach und eroberte also die Peters-
Rirche. Da floß in dem heiligen Gotteshause das Menschenblut wie
das Wasser in dem Tiber.
1194. Wie Wiprecht mit einem Löwen Rhämpft
und den Kaiser schilt.
Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Bd. II, Ar. 29.
Als Kaiser Heinrich IV. über die Alpen zog, um seine treu-
losen Dienstmannen in Italien zu züchtigen, da waren in seinem
Gefolge auch die Erzbischöfe von Mainz und Köln, die Bischöfe von
Halberstadt und Münster und andere Fürsten und Herren. Und es
kam die Rede auf Wiprecht von Greitzsch, der sich bei der Ein-
nahme von Bom besonders ausgezeichnet hatte, und sie rühmten
alle seinen Heldensinn und seine Tapferkeit und sagten, „er sei wohl
der unerschrochenste Degen auf der Welt.“ Der Kaiser sprach: „Ist
dem also, wohlan, so lasset uns eine Probe anstellen, ob es nicht