Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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1195. Wie Wiprecht fromm wird und das Kloster Pegau 
gründet. 
Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Bd. II, Ar. 30. 
Aachdem der Kaiser den Grafen Wiprecht wieder ausgesöhnt, 
ihn mit vielen und großen Ländereien beschenkt und ihn endlich 
zum Markgrafen der Lausitz eingesetzt hatte, ist Wiprecht noch oft 
zu Felde gezogen und hat noch manche Fehde ausgefochten. Sein 
treuer Freund aber, der König Wratislaw von Böhmen, gab ihm 
seine schöne Tochter Judith zum Weibe, und sie brachte ihm als 
Morgengabe den Gau Aisen und das Land Budissin mit, welche 
Länder bis dahin zu Böhmen gehört hatten. So ward Graf 
Wiprecht einer der mächtigsten Herren im ganzen Deutschen Reiche. 
Aber als er alt wurde, da dachte er ernstlich an seiner Seelen 
Seligkeit, und es lag ihm schwer auf dem Herzen, daß er zu Rom 
die Schwelle des heiligen Apostels mit Blut beflecht und daß er 
einst zu Zeitz die Kirche des heiligen Jakob verbrannt hatte. Und 
es RKam über ihn eine große Sündenangst und eine heftige Reue. 
Da beriet er sich mit den Bischöfen zu Alagdeburg und Mlerseburg 
und pilgerte endlich nach Rom, warf sich dem Heiligen Vater zu 
Füßen und netzte mit Tränen die Stätte, wo er einst Blut ver- 
gossen. Und als er dem Papste alle seine Sünden gebeichtet, wall- 
fahrtete er weiter nach Hispania zum Patriarchen von Campostella, 
und der Patriarch von Campostella gab ihm auf, die Kirche zu 
St. Jakob, die er verbrannt, wieder aufzubauen und auch ein 
Kloster dabei zu stiften, und verehrte ihm eine kostbare Meliquie, 
den Daumen des heiligen Fakob, segnete ihn und ließ ihn ziehen. 
Da kam Wiprecht zurück nach Groitzsch, und die Seinen empfingen 
ihn mit großer Freude. Bald darauf Rkam er durch ein Dorf, Hila 
genannt, daselbst war ein armseliges Kirchlein. Wiprecht ging hinein 
zu beten, denn es war seine Gewohnheit, ohne Andacht bei -einer 
Kirche vorüberzufahren, und einer seiner Getreuen, namens Geißler, 
war mit ihm. Und als er aufstand vom Gebet, siehe da tat sich 
der heilige Schrein über dem kleinen Altare von selber auf, gleich 
einem Buche, und ein heller Glanz strömte heraus und das Herz 
des tapferen Mannes erbebte vor Schrechen. Da hatte er fürder 
kRkeine Ruhe und erbaute alsogleich das Kloster zu Pegau und trug
	        
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