Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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obersten Fürsten, Hoccata genannt, gebracht. Der hat ihn gut ge— 
halten und hat er mit ihm gen Schlesien ziehen müssen; als die 
Tataren aber, nachdem sie den frommen Herzog Heinrich erschlagen 
und die Stadt Liegnitz in Brand gesteckt, wieder umkehrten, hat 
er, weil er beim Aachzug gewesen, seinen Vorteil abgesehen und 
sich davongemacht, ist auch bald mit Gottes Hilfe zu bekannten 
Freunden gekommen und hat sich in seinem russischen Habit an 
den Hof Kaiser Friedrichs II. begeben. Hier ist er eine Zeitlang 
geblieben und hat sich besonders durch seine Geschichlichkeit in allen 
ritterlichen Spielen, im Ringen und Springen, so damals in Deutsch- 
land noch nicht so allgemein gewesen, ausgezeichnet. Darum hat 
der Kaiser großen Gefallen an ihm gefunden und ihn sehr geehrt, 
ihn auch oft, weil er fremde Sprachen fertig und gut hat sprechen 
können, an seine Tafel gezogen und sich von ihm von seinen Reisen 
und Schicksalen erzählen lassen. Weil er aber vor allen Hofleuten 
sich durch seine Länge ausgezeichnet, hat er die Gewohnheit gehabt, 
ihn, wenn er ihn rufen ließ, immer den langen Reussen zu nennen; 
und dieser Zuname ist ihm so gemein geworden, daß er sich selbst 
in Briefen und Titeln „Heinrich von Gera der BReusse genannt“ 
geschrieben und diesen Namen für alle Zeiten angenommen hat. 
1199. Warum die Fürsten Reuß den einzigen Taufnamen 
Heinrich führen. 
Gräße, Bd. 1, Ar. 249; Peccenstein a. a. O., S. 265 ff. 
Der Grund, warum die Familie der Reusse nur den einen 
Taufnamen Heinrich führt und zum Unterschiede der einzelnen Per- 
sonen bloß die Zunamen: der ältere, mittlere und jüngere nach 
ihres Leibes Länge und Gestalt oder ihrer Zahl beifügt, ist folgender. 
Es hat einst ein Herr von Plauen um ritterlichen Ruhmes willen 
sich über das Meer in ferne Lande begeben und ist in Syrien in 
einer Schlacht gegen die Sarazenen angeblich erschlagen worden. 
Da ist nach etlichen Jahren, da er fast vergessen, aber auch von 
seinem Tode noch Rkeine gewisse Nachricht gekommen war, einer, so 
ihm an Gestalt, Rede und Gebärden allerdings ähnlich gewesen, 
an den Tag gekommen, hat sich für ihn ausgegeben und durch 
Aeiche, Sagenbuch. 62
	        
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