Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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sei. Als der Wanderer dies bejahte, bat er ihn weiter, daß er ihm, 
bevor er nach Hause ginge, einen Dienst leiste und sich auf den 
Weg noch etwas verdiene. Der Schmied war dazu willig und 
ging hinter ihm durch das Tor in den Berg. Dort war ein hoher, 
gewölbter Stall, und es herrschte Glanz und Herrlichkeit, obgleich 
dort keine Sonne schien. 
Auf der linken Seite stand ein Pulk (Regiment) Fußvolk, 
in schwarzer Kleidung und mit dreieckigen Hüten auf dem Haupte. 
Altertümliche Spieße, vor sich in die Erde gespießt, in den Händen 
haltend, schliefen sie stehend mit geneigtem Haupte. Der lange 
weiße Bart war ihnen bis zur Erde gewachsen. Auf der rechten 
Seite aber stand ein Pulk Reiterei in roter Kleidung und Ritter— 
helmen, an den linken Hüften mit Ritterschwertern umgürtet: sie 
saßen alle auf schwarzen Pferden und schliefen, auf dem Gesicht 
liegend. Lange, weiße Bärte hingen ihnen auf der rechten Seite 
der Pferde herab. Das graue Männlein sagte zum Schmied, in- 
dem es mit der Hand auf die Reiter zeigte: „Diesen mußt du die 
Pferde beschlagen; machst du deine Sache gut, so erhältst du für 
jeden Fuß einen Dreier; die Hufeisen liegen hier, und das Hand- 
werkszeug bringe ich dir sogleich, du brauchst nur aufzuschlagen.“ 
Damit entfernte es sich. Als es wieder ham, brachte es einen Am- 
bos mit Werkzeug und führte einen Infanteristen herbei, welcher 
den Pferden die Füße halten sollte. In dem Augenblicke aber, als 
das Müännchen mit dem Werkzeuge und dem Soldaten Ram, schloß 
sich das Tor, und der Schmied war von der Außenwelt abgeschnitten. 
Er fürchtete sich sehr und war sehr traurig, daß er eingewilligt 
hatte. Das Männlein aber beruhigte ihn: „Fürchte dich nicht, dir 
geschieht nichts, und fange nur an zu beschlagen, damit du je eher 
desto besser fertig bist. Aur das will ich dir raten, daß du Reinen 
Soldaten anrührst; denn rührst du einen an, so mußt du sieben 
Stunden hier bleiben, berührst du ihn aber zweimal, so mußt du 
in sieben Stunden sterben, berührst du ihn jedoch dreimal, so mußt 
du auf der Stelle die Seele aus dem Leibe lassen und hier bleiben; 
deshalb nimm dich in acht!“ 
Der Schmied fing an zu beschlagen und machte seine Arbeit 
gut und eilig, dabei aber war er sehr aufmerksam, daß er Reinen 
Soldaten anrührte. Eine Reihe war schon beschlagen und es ging 
zur zweiten. Da stieß er einen Soldaten ans Bein. Darauf
	        
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