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ihnen die vielen Bestien, die er darin eingeschlossen hielt. Da
wurde der Herr von Biberstein von einem Büffelochsen angerannt;
der aber fürchtete sich nicht, sondern trat dem wütenden Tier kheck
entgegen, ergriff es an den Hörnern und brach ihm eins ab. Der
König und alle Anwesenden erstaunten aber über die Beherztheit
und Körperkraft des Biberstein, und es wurde ihm zum Gedächtnis
dieser Tat ein weißes Büffelhorn in sein Wappen gesetzt. Ubrigens
sind die Bibersteins nächst den Zedlitzen und Mostitzen die ältesten
Lausitzer Adeligen.
1203. Das Wappen der Bienewitze.
!Gräße, Bd. J, Nr. 348; Kamprad a. a. O. S. 358 ff., 421 ff.; C.
Schneider, Leisniger Ehrensäule, S. 34; Fiedler, Mühglische Ehrensäule,
S. 114; poetisch beh. von Ziehnert, S. 145 ff. Gegen die Wahrheit
dieser Geschichte s. a. Heine, BRochlitzer Chronika, S. 341, Anm. g.
Der große Mathematiker Petrus Apianus (eigentlich Bennewitz
oder Bienewitz) ward zu Leisnig im Jahre 1495 geboren und war
von Karl V. 1541, der ihn sehr schätzte, in den Adelstand erhoben
worden: als Wappen gab dieser ihm einen zweiköpfigen gekrönten
schwarzen Adler im goldenen Felde, mit einem blauen Kranze, wie
Wolken gestaltet, umgeben. Als nun der Kaiser vor der Schlacht
bei Mühlberg mit seinem Bruder Ferdinand am 21. April 1547
mit seinem Heere in der Stadt Leisnig rastete, war wegen der
Tätlichkeiten, die sich einige Bürger gegen plündernde spanische
Soldaten erlaubt hatten, von ihm der Befehl gegeben worden, nach
seinem Aufbruche die Stadt zu plündern und in Brand zu stecken.
Da hat zufällig einer seiner Kriegsobersten, der bei einem Bürger
im Quartiere lag und von jenem Befehl wußte, das Bild Apians
mit dem Wappen an der Wand hängen sehen, und als er seinen
Wirt gefragt, wie er zu demselben gekommen sei, von diesem er-
fahren, der große Astronom sei sein Bruder. Er hat alsbald solches
dem Kaiser hinterbracht, und dieser hat sofort, weil ihm, wie er sagte,
nicht lieb sei, seinen lieben Freund Apianus also zu betrüben und seine
Vaterstadt unglücklich zu machen, befohlen, es solle kein Soldat bei
Leibesstrafe sich unterfangen, einen Menschen in der Stadt zu beleidigen
oder das Geringste zu nehmen. Also ist durch ein lebloses Bild die
Stadt verschont worden.