Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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1213. Das Wappen der Haugwitze. 
Gräße, Bd. I, Ar. 724; S. Grosser, Bd. III, S. 46; Haupt, Bd. II, S. 31. 
Als Karl der Große seit dem Jahre 772 seinen langen Krieg 
gegen die Sachsen führte, hat sich unter andern Feldobristen einer mit 
Aamen Hug oder Hugo hervorgetan und durch besondern Witz und 
Verstand, guten Rat und kluge Anschläge die Ober= und Aieder— 
sachsen mit ihrem Könige Wittekind bezwingen und zum christlichen 
Glauben bringen helfen. Daher hat ihm der Kaiser den Beinamen 
Witz und einen gehörnten Widderkopf, als Zeichen der Tapferkeit, 
ins Wappen gegeben. Von diesem Hugo stammen die Herren von 
Haugwitz. Das ist die deutsche Sage, die böhmische lautet anders. 
In den heidnischen Zeiten unter den deutschen Königen wurde 
einst einem kRriegserfahrenen Ritter eine Burg anvertraut, um sie 
gegen die Feinde des Vaterlandes zu behaupten; die Feinde rückten 
an und bestürmten sie mächtig, wurden aber von den heldenmütigen 
Verteidigern tapfer zurüchgeschlagen. Als sie nun sahen, daß sie 
mit Gewalt nichts ausrichteten, beschlossen sie, die Besatzung durch 
Hunger zur Ubergabe zu zwingen, und umringten die Burg so, daß 
niemand mehr heraus konnte, ohne ihnen in die Hände zu fallen. 
Schon litten die Belagerten große Not und dachten daraufs, sich mit 
der Burg den Feinden zu übergeben. Der Befehlshaber allein 
widerstand jeder Aufforderung und hielt die hungernden Krieger 
mit der Hoffnung hin, daß der König ihnen bald zu Hilfe kommen 
würde. Allein von Tage zu Tage ward vergebens auf Ersatz ge- 
wartet. Da wandte endlich der kluge Befehlshaber eine Kriegslist 
an. Er ließ den einzigen Widder, den sie noch in der Burg hatten, 
schlachten, mit seinem Blute alte Ochsenhäute befeuchten und sie wie 
zum Trochnen im Angesichte der Belagerer aufhängen. Als diese 
die Ochsenhäute erblichten, meinten sie, man habe in der Burg nicht 
nur Getreide und Brot, sondern auch Fleisch genug, verzweifelten 
daran, sie auszuhungern, und zogen ab. Hierauf Rkam der Rönig 
zu den Seinen, und als er in der Burg nichts mehr fand, als den 
Widderkopf, lobte er die Tapferkeit und List des Anführers und 
befahl, daß derselbe für immer einen Widderkopf im Schilde 
führen solle.
	        
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