Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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vom Wiener Stefansturm zwei Trompeter, auf jeder Hand einen, 
hinauszuhalten, und sich von ihnen etwas blasen zu lassen, oder in 
Ungarn Hufeisen zu zerbrechen und in Krakau mit einem Schlag 
einen polnischen Ochsen zu köpfen, machte er seinen Hof und sich 
selber zum Echo des luxuriösen Pariser unter Ludwig XIV. Als er 
einst gen Reichenbach im Vogtlande reiste und die Leute just nichts 
Besseres zu seiner Unterhaltung wußten, erzählten sie ihm von einer 
in der Aähe hausenden Ritterwittib, die früher am Hofe für eine 
Schönheit gegolten, und der zu Ehren die Pulse des Rönigs auch 
einmal höher geschlagen hatten. Flugs setzte er sich auf seinen 
Schimmel, wickelte sich, um unerkannt zu bleiben, in einen dicken 
grauen Oberrock und trabte spornstreichs dem Witwensitze der trau- 
ernden Schönheit zu, um ihr inkognito einen Besuch abzustatten. 
Da er schon von fern die Türme des Schlosses blinken sah, ritt er 
auf Rainen und Feldwegen geraden Weges fürbaß. Rechts und 
lints weideten staatliche Herden vogtländischen Rindviehs, dessen 
Vetterschaft dem einsamen Reiter schon manche saftige Keule hatte 
abgeben müssen. Ein kräftiger, rebellischer Stier mochte einen 
seiner Verderber wittern, und der Futterneid gegen das wohlgenährte 
Leibroß des Königs, das mit lüsternen Augen die saftigen Kräuter 
der Aue zu betrachten schien, erweckte plötzlich kriegslustige Wal- 
lungen in seinem Ochsenhirn: mit rollendem Auge rannte er auf 
den Reiter zu. Der König zog sein Schwert und spaltete ihm mit 
einem gewaltigen Streiche das Haupt vom Mumpfe, der blutend 
niederstürzte. Dem Rinderhirten verging Hören und Sehen ob dieser 
Tat. Endlich lief er wie vom Wahnsinn gehetzt nach dem Dorfe 
und bot alle streitbare Mannschaft zur Blutrache auf. Noch 
ehe August das Dorf erreichte, stellte sich ihm eine flegel= und 
gabelbewaffnete Schar mit drohender Gebärde und zorniger 
Rede in den Weg: ungestüm forderten sie Ersatz und schwangen 
wild ihre Wehren. Der König ersah in dieser Bedrängnis zeine 
Hilfe. Er riß seinen Rock auf und rief: „Ich bin der Rönig!“ 
— und alle Flegel sanken in den Staub. 
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