Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

— 1004 — 
1230. Vom heiligen Beneda. 
Gräße, Bd. J, Ar. 34; L. Peccenstein, Theatrum Saxonicum, Jena 1608, 
Teil II, S. 5 ff.; daraus Büsching, Volkssagen, Leipzig 1820, S. 181 ff. 
A-eben dem Schlosse Meißen hatte im Jahre 1088 der Böhmen-= 
könig Wratislaus I. eine Gegenfestung angelegt, Gvozdec genannt, 
nachdem das Land durch Kaiser Heinrich IV. mit Böhmen vereinigt 
worden war. Da kam ein böhmischer Edler, namens Beneda, 
der aus seinem Vaterlande verbannt war, zum heiligen Benno und 
bat ihn um Aufnahme, die dieser ihm auch gewährte. Der Böhmen- 
könig aber ließ ihn auffordern, unter sicherem Geleite auf Burg 
Gvozdec zu Kommen, was jener auch tat; allein als dieser sich von 
dem König mit glatten Worten verleiten ließ, Mantel und Schwert 
abzulegen, da wollte dieser ihn greifen lassen, Beneda aber entriß 
einem Kämmerling sein Schwert und hieb diesen zuerst nieder. Da 
nun der König allein war, so versprach er ihm Gnade, wenn er 
einhalten wollte. Beneda tat dies auch; da drang der König, der 
sich mittlerweile wieder gefaßt hatte, selbst auf ihn, würde aber von 
ihm getötet worden sein, wenn nicht die Wache herbeigeeilt wäre 
und Beneda nach tapferer Gegenwehr überwältigt hätte. Hierauf 
ist dieser mit vier Pferden zerrissen und sein Körper am 11. Juli 
vor dem Eingange zur Domtbirche, wo sein Grabstein noch jetzt ist, 
beerdigt worden; das Grab umgab aber ein Heiligenschein; er machte 
Tote lebendig, Blinde sehend, Taube hörend, Stumme redend und 
Aussätzige heil, worauf man seinen Leichnam ausgrub, zusammen- 
setzte und in die Kirche nahm, wo er dann unter die Heiligen ver- 
setzt ward. 
1231. Warum der Meißner Weihbischof Dietrich zu Hartha 
begraben ist. 
Gräße, Rd. 1, Nr. 322; Emser, Leben des h. Benno, c. 20. 
Wie der heilige Benno gen Rom gog, ließ er an seiner Statt 
einen Weihbischof, namens Dietrich, in seinem Bistum. Der war 
ein frommer, heiliger Mann, dessen Lob groß war im Lande 
Meißen. Eines Tages zog er nach Colditz, wo er weihen wollte, 
wurde aber unterwegs sehr krank, also daß sein Ende nahe war.
	        
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