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ihn verhängte. Bald sollte er hingerichtet werden. Da starb plötzlich
der Regent. Seines Aachfolgers mildere Gesinnung brachte dem
Verurteilten Begnadigung. Er durfte im Lande und Herr über sein
Vermögen bleiben, hatte sich aber einer wunderlich seltsamen For—
derung zu unterwerfen. Damit er stets daran erinnert würde, daß
sein Hals vormaleinst dem Richtschwert verfallen gewesen, mußte er
für die ganze Dauer seines Lebens eine schwarze Schnur um den
Hals geschlungen tragen und durfte dieselbe niemals ablegen. Der
unheimliche Halsschmuck, der andern zwar nicht sichtbar unter dem
Kragen seines Leibrockes sich verbarg, umschloß Tag und Nacht die
ihm bestimmte Stelle. Als der Adelige das Gut Harthau erkauft
hatte, da nahte sich dem Orte zuweilen eine gefürchtete Gestalt.
Rot war das Wams des Ankömmlings, finster und streng sein
Blich. „Der Henker“", raunten die Vorübergehenden einander zu
und blichten mit Bangen ihm nach, wenn er seine Schritte nach
dem Edelhofe lenkte. Dort mußte nämlich der Scharfrichter im
Auftrage des Landesherrn sich persönlich überzeugen, ob der be-
gnadigte Adelige auch die schwarze Schnur um den Hals trüge,
und hatte Befehl, denselben sofort zu töten, falls sich das seltsame
Zeichen nicht vorfände. Dem Henkersmann waren Schlüssel zu des
Gutsherrn Hof, Haus und Schlafgemach ausgeliefert. Er erschien
daher auch des Nachts unerwartet und plötzlich vor dem Bett des
Edelmanns, und wenn der Schein seiner Laterne dem Ruhenden
ins Antlitz fiel, dann öffnete dieser seufzend die Augenlider und
entblößte in gewohnter Weise den Hals von dem Linnen, um zu
zeigen, daß er des Fürsten Gebot nicht übertrat. (Vgl. auch
Ar. 1235)
1235. Die Gräfin Kielmannsegge.
Gräße, Bd. J1, Ar. 775; E. M. Oettinger, Gräfin Kielmannsegge und
Kaiser Napoleon I. Brünn 1865. 4 Bde. in 8.
Am 26. April 1863 starb in dem (damaligen) Wasserschlößchen an
der Brüche des Dorfes Plauen bei Dresden, Auguste Charlotte von
Schönberg, zum zweiten Male vermählt mit dem BReichsgrafen Hans
Ludolph von Kielmannsegge (10. April 1802), von dem sie aber schon
1812 wieder geschieden ward. Sie war zu Dresden am 18. Mai 1777