Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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Fenster und riefen nach dem Wirte. Derselbe erschien. Er fragte, 
wer die Herren seien und was sie wollten. Sie sagten, sie seien 
unschuldig vertriebene Leute und verlangten nach einem sicheren 
Versteck. Der Wirt geleitete sie in einen großen Keller und ver— 
schloß die Tür. Das auffallende Benehmen der Fremden, sowie 
der mitgeführte Gegenstand erweckten das Mißtrauen des Wirtes. 
Aach einer Stunde trat er leise vor die Kellertür und horchte, ob 
er nichts vernehme. Die drei Ritter waren im eifrigen Gespräche 
begriffen und schienen einen kostbaren Gegenstand zu zersägen und 
unter sich zu verteilen. Der Wirt war nun vollends sicher, daß 
seine Gäste gefährliche Leute seien, und eilte noch in derselben Aacht 
zum Burggrafen von Aeuberg, um die Anzeige zu machen. Früh— 
morgens erschien der Burgherr und unterzog die Räuber einem 
strengen Verhör. Sie gestanden ihren Raub. Die zersägte, goldene 
Tafel lag an ihrer Seite. Nachdem auch die Kunde angelangt war, 
daß sie die Wächter erschlagen und noch andere Verbrechen be- 
gangen hätten, verurteilte sie der Graf zum Tode. Nach drei Tagen 
wurde oberhalb des Meierhofes ein Galgen errichtet. Dahin brachte 
man die Näuber und henkte sie auf. In späterer Zeit wurden in 
der Aähe dieser Stätte einige Häuser erbaut. Alan nennt sie heute 
noch „Galgenhäuser“. 
1241. Sage vom Fürstensaale in Aeundorf. 
Gräße, Bd. II, Nr. 691. 
Zur Zeit Kaiser Friedrichs II., ungefähr um das Jahr 1227, 
war auch im Vogtlande ein reges Leben und Treiben. Vor allem 
war das Schloß Aeundorf, dessen Besitzer die Grafen von Reibold 
waren, der Sammelplatz der jungen Ritter in der Umgegend; denn 
hier wohnte ein wunderschönes Fräulein, mit Augen so blitzend wie 
Diamanten, mit Wangen so blühend wie Rosen, mit Haaren so 
blond wie Gold. Doch im schönen Körper wohnte auch eine schöne 
Seele. Sanft wie das einer Taube war ihr Gemüt, der Adel 
ihres Geistes strahlte aus den blauen Augen und verklärte ihr An- 
gesicht, daß sie allen wie ein Engel in Mienschengestalt erschien. 
Kein Wunder also, wenn Tag für Tag das Schloß ihres Vaters 
voll von jungen Nittern war, die sich an sie herandrängten, um
	        
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