Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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aufheften, um sich für dasselbe in die Schlacht zu stürzen. Auch 
Otto von Stubenberg hörte die Kunde, und ihn ergriff eine un— 
nennbare Sehnsucht, das Land zu sehen, von wo der Strahl des 
Glaubens ausgegangen war, und an dem Orte zu beten, wo der 
Erlöser gewandelt und gelitten. Da dachte er an seine Rosamunde, 
gedachte seiner Liebe, seines nahen Glückes. Ein harter Kampf 
entspann sich in ihm, bis endlich das Gefühl für Recht und Pflicht 
in ihm obsiegte. Er ging zu Rosamunden, um ihr seinen Plan, 
seinen gefaßten Entschluß zu offenbaren. Gefaßt hörte ihn diese an, 
gefaßter als er selbst vermutet hatte. „Ziehe hin,“ sprach sie, „ziehe 
hin in den Kampf, den dir deine Pflicht gebietet. Dies trage als 
Andenken von mir,“ sprach sie weiter, indem sie eine Locke von 
ihrem Haupte schnitt und ihm darreichte. 
„In zwei Jahren bin ich wieder bei dir,“ rief Otto begeistert, 
„diese Loche soll mich stets im Schwerterklang an dich mahnen. 
Lebe wohll“ 
Glühende Küsse drüchte er auf ihren Mund und stieg zu 
Rosse. Bald waren die letzten Helmbüsche hinter den Bergen ver- 
schwunden — und Bosamunde war allein,. Sie hatte ihnen nach- 
geblicht, und als sie in der Ferne nichts mehr erkennen konnte, 
weinte sie in ihrem Zimmer heiße Tränen. 
Tapfer Rkämpfte Otto von Stubenberg im Gelobten Lande, 
und einer der Ersten pflanzte er das Panier auf die Mlauern Jeru- 
salems, so daß sein trefflicher Herr und Kaiser ihn öffentlich lobte 
und auszeichnete. Er ward ein Schrechen der Sarazenen, und vor 
seinem Schlachtruf flohen sie erschreckt ins Weite. 
Als nun das Ende der zwei ausbedungenen Jahre heran- 
rüchte, saß Rosamunde oft einsam auf dem Turme und blickte hin 
nach den Bergen, ob sie das Banner ihres heimkehrenden Geliebten 
noch nicht entdecke. Aber vergebens sandte sie ihre Bliche in die 
Ferne. Die zwei Jahre vergingen, und Otto kam nicht. Da flossen 
oft heiße Tränen über ihre blühenden Wangen, denn sie dachte, 
der Geliebte sei tot oder in Sklaverei. Immer heftiger drangen 
jetzt auch ihre Eltern in sie, sich zu vermählen, und sie sah sich 
endlich gezwungen, dem Herrn von Bömer ihre Hand zu reichen. 
Die Vermählung ward mit größtmöglichem GElanze vollzogen, und 
die Blüte der heimgekehrten und neuherangewachsenen Ritterschaft 
aus der ganzen Umgegend stellte sich ein zum Hochzeitsmahle. Am
	        
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