Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

— 1055 — 
Hufeisen verloren und blutete am Hufe. Der Ritter aber spornte es 
verzweifelt weiter, und so gelang es ihm (in der Gegend des heutigen 
Georgenhauses, das ebenfalls von ihm seinen Namen erhalten haben 
soll) dem Drachen wieder nahe zu kommen und ihm mit seinem 
Schwerte, nachdem er vom Nosse herabgesprungen war, den Leib 
aufzuschlitzen. Als nun alles vor Freude jauchzte und der König 
hocherfreut ihm die Gewährung jeder Bitte zusagte, ja ihm selbst 
seine Krone abtreten wollte, da bat er um nichts, als daß man 
einen Schmied kommen lassen und seinem Pferde ein anderes Huf- 
eisen aufnageln lassen möge, und als dies geschehen war, zog er 
von dannen. Der König aber ließ zum immerwährenden Andenken 
das Hufeisen, welches des Ritters Roß verloren hatte, an eine Linde 
aufhängen, und als diese bei Erbauung der Stadt gefällt ward, 
kam es an die Mikolaikirche, wo es noch ist. 
Wir haben es hier mit einer Lokalisierung der Georgslegende 
zu tun. Vgl. übrigens ANr. 956. 
1257. Die Funkenburg zu Leipzig. 
Gräße, Bd. I1, Ar. 418; Edm. v. Felsthal a. a. O., S. 282 ff. 
Die Funkenburg, im vorigen Jahrhundert der Lieblingsort 
der Gosetrinker, war vorzeiten eine stattliche Ritterburg. Lange 
verlassen, verfallen und öde, nahm endlich ein Geistervolk von ihren 
Mauern Besitz, trug seine Schätze nach derselben und wachte darüber. 
Aiemand hehrte mehr hier ein, nur in einem Winkel der Burg 
wohnte ein alter Nitter, still und eingezogen, von dem man nicht 
wußte, ob sie ihm gehöre oder ob er sich hier angesiedelt habe. 
Einst ward ein Fürst aus Thüringen vom Unwetter genötigt, 
auf dieser Burg eine Zuflucht zu suchen. Der alte Nitter empfing 
ihn, machte ihn aber mit den Geheimnissen seines Aufenthaltes 
bekannt und riet ihm, sich anderwärts ein bequemeres Nachtlager 
zu suchen; doch der Fremde schützte Müdigkeit vor, behauptete, sich 
nicht vor Burggeistern zu fürchten, so daß jener nachgab und auf 
ausdrückhliches Verlangen ihm sein Lager im großen Burgsaale, 
welchen der Sage nach die Geister des Schlosses bewohnten, bereitete. 
Der Prinz begab sich zur Ruhe. Doch beim Schlage der 
Mitternachtsgloche erwachte er. Er richtete sich empor. Die Lichter
	        
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