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Hand an, die ihm auch ohne weiteres mit der Bedingung gewährt
ward, daß sich das Fräulein vorerst ein Jahr am Hofe Friedrichs
aufhalten und dort ausbilden solle. Natürlich folgte ihr ihr Bräuti-
gam, und da derselbe an dem prunkliebenden Hofe des Fürsten fast
täglich Gelegenheit fand, mit ihr zusammenzukommen, so lernte sich
das junge Paar bald so lieben, daß ihnen das Jahr zu einem
Jahrzehent ward. Indes hatte im Jahre 1289 Friedrich der Kleine
Dresden und die umliegenden Gegenden an den böhmischen König
Wenzel, später sogar an Friedrich Tutta verkauft, von dem er zwar
dasselbe zurückerbte (1291), sich aber doch wieder von Wenzel (1294)
mit diesen Ländern belehnen ließ. Da jedoch die Herzen der Dresdner
immer noch an ihrem rechtmäßigen Landesherrn hingen, so konnte
Wenzel selbst noch 1299, wo es zum Kriege Rham, nie recht zum
wirklichen Besitz des erkauften Landes gelangen; er dachte also
auf Mittel, sich die Gemüter der MNlächtigen und Reichen zu ge-
winnen, und sendete einen gewissen Grafen Lodomar Kinsky nach
Dresden, der durch Verheißung von Gütern und Ehrenstellen den
Adel auf seine Seite bringen sollte. Gelang ihm dies unter an-
dern auch bei Hans von Clohmen, so blieb der von Birken dafür
mit desto größerer Treue seinem alten Herrn zugetan. Da nun
aber der böhmische Graf, der noch unbeweibt war, die Hoffnung
hegte, daß er als Schwiegersohn eines der mächtigsten Ritter im
Sachsenland desto besser für König Wenzel wirken könne, so bat
er um die Hand der schönen Elsbeth von Clohmen und erhielt sie
auch sofort zugesagt, und als ihr Bräutigam ihren Bater an sein
gegebenes Wort mahnte, so erklärte dieser, er halte sich desselben für
entbunden, weil nur ein Freund König Wenzels seine Tochter zum
Altare führen solle. Indes fanden die Liebenden noch einmal Gelegen-
heit, sich zu sehen und sich ewige Treue zu schwören. Der Nitter von
Birken hatte unterdes seine Besitzung an der Elbe bezogen und schickte
täglich seinen alten Diener auf Kundschaft aus, um zu erspähen, was
bei seinem Nachbar vorgehe, konnte aber fast nichts erfahren. Mitten
in einer stürmischen Aacht erstieg er einst, von einer unerklärlichen
Angst getrieben, die Höhe des Waldes und sah das Schloß seines
Feindes hell erleuchtet, hörte auch Trompeten= und Pautenschall in
einzelnen Absätzen erklingen. Ohne sich zu besinnen, stieg er den
tiefen Grund herab und erklimmte die steile Anhöhe jenseits, sowie
die hohe das Clohmensche Schloß umgebende Mauer, nachdem er