Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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zuvor mit seinem Schwerte alle Hindernisse des dicken Gestrüppes 
beseitigt hatte. Siehe, wie er noch sinnend dastand, was er nun 
weiter beginnen solle, da öffnete sich ein Pförtchen, und seine Els- 
beth, weißgekleidet wie ein Engel, stürzte in seine Arme. Schnell 
entschlossen nahm er die holde Bürde auf seine Arme, stieg mit ihr 
über die Mauer und den Berg hinab, mußte aber im Grunde vor 
Anstrengung ermattet eine kurze Zeit rasten. Währenddem er- 
zählte ihm seine Elsbeth, wie sie ans Altar geschleppt und mit dem 
ungeliebten Böhmen trotz ihres laut ausgesprochenen ARein vermählt 
worden sei, und darauf sogleich den Entschluß gefaßt habe, bei der 
ersten günstigen Gelegenheit zu entfliehen. Wild tobte der Sturm, 
sie hatten den Weg verfehlt, und Fachelschein verkündete die Suchen- 
den von allen Seiten; da gaben sich beide das Versprechen, daß 
nur der Tod sie trennen, und Elsbeth, ehe sie sich zu dem ihr auf- 
gedrungenen Gemahle zurüchschleppen ließe, sich mit dem Dolche, 
den sie bei sich trug, selbst den Tod geben wolle. Da stand plötz- 
lich Graf Lodomar vor ihnen und sprach: „Wer wagt es, sich an 
meinem Eigentum zu vergreifen?“ Benno aber erwiderte hohn- 
lachend: „So wenig dieses Land je das Eigentum deines Königs 
werden wird, ebensowenig wirst du diese Jungfrau je dein nennen!“ 
Mit diesen Worten drang er wütend auf den Böhmen ein, der 
notgedrungen sein Schwert zog, aber nach Rurzer VBerteidigung töd- 
lich verwundet zu Boden sank. Da rief die Jungfrau: „Heil dir, 
du hast keinen Mord begangen, sondern nur dein Vaterland von 
einem fremden Wüterich befreit; laß uns aber jetzt eilen, die Reise 
in ein Land anzutreten, wo uns -heine Verfolgung mehr drohen 
kann, von deiner Hand, mein Benno, will ich sterben.“ Mit diesen 
Worten reichte Elsbeth dem Mitter den scharfen Dolch, er setzte die 
Spitze desselben auf die Brust des geliebten Alädchens; doch seine 
Hand zitterte; da erfaßte die schöne Schwärmerin mit beiden Händen 
krampfhaft Bennos Hand und stieß sich den Dolch tief in ihre reine 
Brust. Sie schwankte, doch hatte sie noch so viel Kraft, den Stahl 
aus der blutenden Wunde zu ziehen, und matt lächelnd reichte sie 
denselben ihrem Benno mit den Worten: „Es hat nicht geschmerzt, 
hier, mein Geliebter, nimm ihn und folge mir."“ Ungestüm durch- 
bohrte sich nun auch Benno und sank sterbend auf sie hin, und so 
hauchten sie Arm in Arm ihr Leben aus. Auf dieser Stelle nun, 
wo sie geendet hatten, wurden sie auf Befehl Clohmens, der jetzt
	        
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