Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

— 1067 — 
seine Härte tief bereute, beerdigt, der Leichnam Lodomars auf seine 
Güter nach Böhmen geführt und von dieser Stunde an die Felsen— 
schlucht, wo sich diese traurige Begebenheit ereignet hatte, der Mord— 
grund genannt. In jener alten Schrift war die Stelle, wo der 
Mord geschehen war, so genau angegeben, daß derjenige, welcher 
diese Sage abgeschrieben hatte, dieselbe leicht wiederfand, und für die 
Aachwelt sie durch folgende in einen Baum, der freilich jetzt nicht 
mehr aufzufinden sein dürfte, eingeschnittene Worte, wie er sagt, 
bezeichnete: 
Vereint laßt uns sterben, es schließt ein Grab uns ein, 
Wir werden noch verbunden in bessern Welten sein. 
1262. Die Zerstörung von Helfenstein. 
Gräße, Bd. J, ANr. 207; Deutsches Nationalmuseum, 1834, Lief. XI, poetisch 
beh. v. Segnitz, Bd. 1, S. 342 ff. 
Wenn man bei Toltkewitz in der ABähe von Pillnitz über die 
Elbe setzt, so Kommt man in das Dorf Niederpoyritz und wendet 
sich dann rechts den Grund hinauf nach dem Rittergute Helfenberg, 
in dessen Nähe auf einem Hügel die Ruinen der alten Burg Helfen- 
stein, die auch Rothfels (von ihren ehemaligen Besitzern den Dehn- 
Rothfelsern) oder die Hilfenburg hieß, liegen, die früher unter dem 
Volke den wendischen Spottnamen Barbaricy, die Burg des Weiber- 
kerls (Barbar) führte, weil die Schloßherren wegen Entführung von 
Wendenmädchen berüchtigt waren. Wann die Zerstörung dieser 
Burg fällt, weiß man nicht, als Ursache derselben aber erzählt man 
folgende Begebenheit. Der letzte Besitzer der alten Burg hat eines 
Tags als Vasall von seinem Lehnsherrn den Befehl erhalten, mit 
in den Krieg zu ziehen, und also schweren Herzens von seiner jungen 
wunderschönen Gemahlin davonziehen müssen, seinem Bruder aber, 
der in der Aähe eine andere Burg besaß, sein Schloß und Habe, 
natürlich auch seine Gemahlin zur Beschützung empfohlen. Dieser 
ist aber ein böser Ritter gewesen, der allen Lastern gefrönt hat, 
und der schlimmsten Raubritter einer im Lande; der ist gar oft in 
die Burg seines Bruders geritten und hat die schöne Schwägerin 
so lange getröstet, bis er sich sterblich in sie verliebt hat, hat auch 
weder seiner Verpflichtung gegen den entfernten Bruder, noch der 
Achtung, die er seiner frommen Schwägerin schuldig war, gedacht,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.