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seine Härte tief bereute, beerdigt, der Leichnam Lodomars auf seine
Güter nach Böhmen geführt und von dieser Stunde an die Felsen—
schlucht, wo sich diese traurige Begebenheit ereignet hatte, der Mord—
grund genannt. In jener alten Schrift war die Stelle, wo der
Mord geschehen war, so genau angegeben, daß derjenige, welcher
diese Sage abgeschrieben hatte, dieselbe leicht wiederfand, und für die
Aachwelt sie durch folgende in einen Baum, der freilich jetzt nicht
mehr aufzufinden sein dürfte, eingeschnittene Worte, wie er sagt,
bezeichnete:
Vereint laßt uns sterben, es schließt ein Grab uns ein,
Wir werden noch verbunden in bessern Welten sein.
1262. Die Zerstörung von Helfenstein.
Gräße, Bd. J, ANr. 207; Deutsches Nationalmuseum, 1834, Lief. XI, poetisch
beh. v. Segnitz, Bd. 1, S. 342 ff.
Wenn man bei Toltkewitz in der ABähe von Pillnitz über die
Elbe setzt, so Kommt man in das Dorf Niederpoyritz und wendet
sich dann rechts den Grund hinauf nach dem Rittergute Helfenberg,
in dessen Nähe auf einem Hügel die Ruinen der alten Burg Helfen-
stein, die auch Rothfels (von ihren ehemaligen Besitzern den Dehn-
Rothfelsern) oder die Hilfenburg hieß, liegen, die früher unter dem
Volke den wendischen Spottnamen Barbaricy, die Burg des Weiber-
kerls (Barbar) führte, weil die Schloßherren wegen Entführung von
Wendenmädchen berüchtigt waren. Wann die Zerstörung dieser
Burg fällt, weiß man nicht, als Ursache derselben aber erzählt man
folgende Begebenheit. Der letzte Besitzer der alten Burg hat eines
Tags als Vasall von seinem Lehnsherrn den Befehl erhalten, mit
in den Krieg zu ziehen, und also schweren Herzens von seiner jungen
wunderschönen Gemahlin davonziehen müssen, seinem Bruder aber,
der in der Aähe eine andere Burg besaß, sein Schloß und Habe,
natürlich auch seine Gemahlin zur Beschützung empfohlen. Dieser
ist aber ein böser Ritter gewesen, der allen Lastern gefrönt hat,
und der schlimmsten Raubritter einer im Lande; der ist gar oft in
die Burg seines Bruders geritten und hat die schöne Schwägerin
so lange getröstet, bis er sich sterblich in sie verliebt hat, hat auch
weder seiner Verpflichtung gegen den entfernten Bruder, noch der
Achtung, die er seiner frommen Schwägerin schuldig war, gedacht,