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Straße begegnete, tüchtig in die Beine gestoßen. Es war aber ein
Mann im Dorfe, der hat gesagt, wenn er ihm einmal in den Wurf
käme, da wollte er ihm die Sense in den Kopf hacken. Wie er
nun einmal früh um 4 Uhr hauen ging, da wartete der Ziegen—
bock auf ihn, und als der Mann mit der Sense ausholen wollte,
konnte er sich nicht vom Flecke rühren. Als er heimkam, konnte
er nicht essen und mußte sich zu Bette legen. Ein andermal hat
ein Mann den Ziegenbock gefragt, was er eigentlich wolle, und
derseit ist er verschwunden. Manche sagen auch, ein Hexenmeister
hätte ihn auf mehrere Jahre verbannt; dann käme er aber wieder.
77. Der Schuß in den Himmel.
Mitgeteilt von Dr. Georg Oertel, Berlin.
Der Herr von Reibold auf Polenz soll einst bei langanhaltender
Dürre mit seinem Jagdgewehre, um Gott zu bedrohen, nach dem
Himmel geschossen haben. Er ist zur Strafe dafür irrsinnig geworden
und hat im Grabe selbst keine Ruhe finden Bönnen; sondern er
geht nächtlicherweile auf dem alten Gottesacher zu Aeustadt im
Meißner Hochlande in Gestalt eines schwarzen Katers um und
schrecht die Vorübergehenden.
78. Ein Mörder als feuriger Hund am Löbauer Berge.
Gräße, Bd. II, Nr. 783; nach Scholz bei Klar, die helle Sagenzelle,
Löbau, S. 29 ff.
Vor langen Jahren stand am Fuße des Löbauer Berges tief
im Gebüsche ein schmuckes Jägerhaus, welches ein gewisser Bischeber
als Förster mit seiner Frau bewohnte. Derselbe war aber in der
ganzen Umgegend gehaßt und gemieden, denn er war habsichtig,
grob und hart gegen jeden, der etwas mit ihm zu tun hatte. Seine
arme Frau hatte es selbst sehr schlecht bei ihm und fand nicht ein-
* Auch der erste Wirt auf dem Winterberge hat nach der Erzählung
meiner Urgroßmutter bei andauerndem Regenwetter einst in den Himmel
geschossen. Meine Urahne hat das selbst gesehen und den Frevler bei seiner
Seligkeit beschworen, davon abzustehen. (M.)