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mal fuhr dort ein Schmied vorüber, ohne zu wissen, daß es da
scheuche. Plötzlich brannte alles vor ihm und die Pferde fingen
an scheu zu werden. Und als er höher ausschaute, sah er einen
feurigen Bogel durch die Luft fliegen.
84. Der verbannte Propst auf dem Leipziger Berge.
Archiv des Vereins für sächsische Volkstunde. Sammlung Pilk.
Von den Höhen beim Städtchen Elstra führt eine den Mamen
„Leipziger Berg", wohl nach einer Familie von Leipziger. Auf
dem Leipziger Berge befindet sich ein von von dichtem Strauchwerk
bewachsener Flech, welchen die Umwohner ängstlich meiden. Alan
geht namentlich zur ANachtzeit nicht gern daran vorüber, denn
oft schon sollen sich Leute dort verirrt haben und aus dem Busch-
werk nicht mehr herausgekommen sein. Die Kinder in jener
Gegend warnt man, nicht nach der verrufenen Stelle zu gehen,
wo unsichtbare Mächte den Mienschen irreleiten. Von dem Ursprunge
dieses Spuks erzählt man folgende Geschichte: Ein frommer, tugend-
reicher Pfarrer des Dorfes Ralbitz, der ein makelloses Leben führte,
hat einst einen Propst von St. Marienstern in ein Hündchen ver-
wandelt und auf den Leipziger Berg verbannt. Der Propst soll
sich eines ärgerlichen Lebenswandels schuldig gemacht haben; des-
halb strafte ihn der darüber erzürnte Pfarrer. Als der Propst nun
durch die Macht des Ralbitzer Geistlichen seine menschliche Gestalt
verloren und mit der jenes Tieres hatte vertauschen müssen, da
beschuldigte er den Pfarrer: „Warum tust du mir so Ubles? Bist
du doch selber nicht ganz rein von Sünden!“ Der Pfarrer er-
widerte: „Was habe ich denn verbrochen?“ Da sagte das Hündchen:
„Du hast deiner Mutter Eier gestohlen und verkauft!“ „Ja, dafür
aber habe ich mir Tinte und Papier gekauft, um Gottes Wort
zu schreiben“, entgegnete der Pfarrer. Und der Verbannte mußte
sich in sein Schichsal ergeben. Er läßt jedoch niemanden ungestraft
dem Orte seines Unglüchs nahekommen.