Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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85. Der gespenstige Ochse bei Horka. 
Gräße, Bd. II, Nr. 851; A. Lausitz, Mag. 1838, S. 385. 
Bei Horka ist sowie bei Görlitz eine Hügelreihe, welche sich 
von Westen nach Süden hinzieht, unter dem Namen: die Weinberge 
bekannt. Die Benennung derselben soll sich davon herschreiben, 
daß vor Zeiten auf diesen Bergen ein Schloß gestanden, wo man 
Wein geschenkt hat. Weit und breit sind Leute hierher zu Wein 
gegangen und gefahren, wo es dann geheißen hat: „wir fahren 
auf die Horksschen Berge zu Weine.“ Diese Horkschen Untertanen 
haben auch alljährlich einen gewissen Geldzins, sowie einen ge- 
mästeten Ochsen dahin entrichten müssen. Ein solcher Ochse geht 
dort um: der Ochsenknecht auf dem Dominium Ober-Horka Her- 
manschen Anteils, hat ihn — es sind heute freilich schon hundert 
Jahre her — gesehen, als er gegen Abend die Ochsen hütete. Et- 
liche Abende hintereinander erschien ihm nämlich ein Ochse, von 
Farbe ganz weiß. Als der Knecht vor Furcht nicht mehr allein 
austreiben wollte, so ging der Dominialpächter, der Jäger und 
mehrere andere mit Flinten bewaffnet mit. Da nun der Ochse, wenn 
man spricht, sich wieder entfernt, so hatte man dem Ochsenknecht 
gesagt: „wenn der Ochse Rkommt, so laß nur die Peitsche fallen.“ 
Als dies geschieht, aber die übrigen keinen Ochsen sehen, so frägt 
der Begleiter, wo denn der Ochse wäre? „Dort kehrt er wieder 
um, und geht jetzt gerade über die Brüche weg“, antwortete der 
Knecht. Sie mußten also unverrichteter Sache nach Hause gehen. 
86. Der schwarze Hund in Kamenz. 
Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Bd. I, S. 152. 
Im Jahre 1570 starb der letzte katholische Bürgermeister zu 
Kamenz mit Namen Andreas Günther. Seine Seele ist verwünscht 
worden und er geht noch immer zu nächtlicher Weile in dem Kloster- 
hofe um als ein schwarzer, zottiger Hund und treibt auch als 
schwarzer Ziegenboch auf dem Hutberge sein Wesen. Selbst am 
Tage erscheint er in dieser Gestalt bisweilen. Badende Knaben 
sind von ihm erschrecht und verjagt worden. Er war sehr reich 
und wollte doch seinen BReichtum den evangelischen Aachkommen
	        
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