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89. Der Zweikampf im Brambacher Schlosse.
Gräße, Bd. II, Ar. 711.
Im Brambacher Schlosse läßt sich dann und wann ein altes
Hausgespenst sehen, der alte Grünrock genannt, dessen Erscheinen
immer etwas Böses verkündet.
Einst saßen die Gäste in diesem Schlosse die ganze Nacht
hindurch beim Kartenspiel. Den Tag, der schon durch die Fenster
lauschte, sahen sie nicht, und ein Morgenwetter, das über die Berge
dahinrollte, hörten sie nicht — so sehr waren sie vertieft in ihre
Karten, als plötzlich der Wächter vor dem Schloß sein Morgenlied
sang und abdankte. Er sang das Lied: „Wer weiß, wie nahe mir
mein Ende!“ — Als dies ein Herr von Schirnding hörte, einer
der kecksten Spieler, da rief er laut: „Der meint unsre besten Gold—
füchse! Wer weiß, wie nahe deren Ende!“ — Ein grimmiges
Lachen übertäubte diesen Witz. Da blies ein starker Windstoß aus
dem Vorsaal die Lichter aus, die Türen sprangen auf und der alte
Grünrock trat, in der Tracht seiner Väter, in kurzen Mitterstiefeln,
gelben Lederhosen und grünem Wamse, einen Eisenhut auf dem
Kopfe und ein Rhurzes Jagdschwert um die Hüften, zur Türe herein.
In der Hand aber trug er eine kleine Laterne, bei deren Scheine
man zwei Schatten wie im Zweikampf an den Wänden ringen
sah. Bald aber war der ganze Spuk verschwunden. MWan schlug
Licht, und wollte weiter spielen, aber o Wunder! die Karte war
weg. Der Herr von Schirnding, darüber erbost, vergaß sich in
allerhand Schimpfreden und schmähte auf den alten Grünrock, den
er des Teufels Genossen nannte, als ein Herr von Rabe aufsprang
und den Spötter, der selbst für die Toten nur Spott hatte, zum
Zweikampf forderte.
In Bärendorf kamen die beiden Kämpfer zusammen, die sich
längst im stillen gehaßt hatten. Aach einem langen hitzigen Kampfe,
der zu keinem Ende zu führen schien, stellte sich der von Rabe,
als sei er müde, und der von Schirnding drang nur um so un-
gestümer auf ihn ein. Plötzlich aber schrieen die Sekundanten halt!
— MBMabe hatte einen meisterhaften Stoß geführt, und hoch sprang
das Blut aus Schirndings Brust hervor, der, in eine nahe Köhler-
hütte gebracht, allda sein Leben aushauchte. Ein Schäfer schnitt
der Nachwelt zur Erinnerung an den blutigen Sühnakt ein großes