Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

— 80 — 
97. Der Spannbauer im Syrauer Walde. 
Gräße, Bd. II, Ar. 681; metrisch behandelt von Hager, H. I, S. 43. 
Im Syrauer Walde erblicht man bei Tag und bei Aacht zu- 
weilen ein Gespenst in Bauerkleidern, welches gewöhnlich eine Tabaks- 
pfeife in der Hand trägt, aber wenn es gegrüßt wird, nicht zu 
danken pflegt. Es ist dieses der ruhelos herumgehende Geist eines 
Bauers aus Syrau, der im letzten Franzosenkriege französisches 
Soldatengut unter Eskorte nach Plauen fahren mußte. Die raub- 
gierigen Soldaten suchten ihn durch Schimpfreden und Mißhand- 
lungen zu veranlassen, sich zu entfernen, um sich so seines Wagens 
und seiner Pferde auf leichte Weise zu bemächtigen, da er aber ihre 
Absicht merkte, so ließ er sich durch nichts bewegen, sein Geschirr 
zu verlassen. Da schlugen ihn die Barbaren tot, ließen ihn liegen 
und fuhren mit seinem Eigentum auf und davon, sein Geist aber 
hat im Grabe Reine Ruhe und sucht noch heute seinen verlorenen 
Wagen und Pferde. 
98. Der Klapperer auf dem Kirchhofe zu Thierbach. 
Gräße, Bd. II, Nr. 674; Bechstein, Sagenbuch, S. 482 ff.; metrisch 
bearbeitet von Hager, H. I, S. 15 ff. 
Auf dem Kirchhofe zu Thierbach ohnweit Pausa war vor 
Zeiten ein Gerippe, dessen Knochen noch alle zusammenhingen. Es 
stand in einer Mauernische und diente der Dorfjugend teils zum 
Schreck, teils zum Frevel. Wenn der Wind stark wehete, schlugen 
die gebrechlichen Glieder klappernd zusammen, darum nannte man 
es den Klapperer. Das Gerippe hatte einst einem reichen Bauern- 
sohn, man sagt dem Sohne des Schulzen angehört, der ein armes 
Alädchen aus dem Dorfe liebte und um ihre Unschuld betrog. Als 
dies geschah, hatte er ihr zugeschworen: „wenn ich dir untreu werde 
und dich nicht nehme, soll mein Leib niemals im Grabe ruhen!“ 
Aber er durfte das Mlädchen doch nicht heiraten, und wollte her- 
nach auch nicht, und freite sich eine reiche Frau. Die Arme aber 
fand doch auch einen Mann, der sie zu Ehren brachte, jener 
Treulose aber wurde nicht glücklich mit der reichen Frau, vielmehr 
höchst unglüchlich, und da ergab er sich dem Trunke und starb an
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.