Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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Bestrafung fanden, lebte ein Junker von Bode, im ganzen Vogt— 
lande als wüster Mädchenverführer verrufen. Derselbe hatte nun 
auch ein Mädchen, das am Wünnelstein wohnte, sich geneigt ge— 
macht und derselben ihre Unschuld zu rauben gewußt, dann aber 
dieselbe, als sie ihn mahnte, ihr sein Wort, sie ehelichen zu wollen, 
zu halten, höhnisch zurückgewiesen. In der Verzweiflung gab sie 
sich selbst den Tod vor seinen Augen, als er aber schuldbewußt nach 
seinem Schlosse eilte, ward er plötzlich von den Dienern der Feme, 
die im Wünnelsteine ihren Sitz aufgeschlagen hatte, ergriffen, vor 
den Freigrafen geführt und auf dessen Befehl mit drei Dolchstichen 
ermordet. Seit dieser Zeit irrt sein blutiger Schatten, den Dolch 
in der Brust, um den Wünnelstein herum und erschreckt den ein— 
samen Wanderer durch sein Wehklagen. 
100. Das Diakonat zu Pausa. 
Gräße, Bd. II, Nr. 675; Ziehnert, S. 522. 
Im Jahre 1572 wurde zu Pausa der erste Diakonus angestellt, 
welcher aber erst 1583 eine eigene Amtswohnung erhielt, und zwar 
durch einen Totschlag. Nämlich Wolf Schaufel, ein Bauer aus dem 
3/4 Stunde von Pausa gelegenen, jetzt den Fürsten von Greiz ge- 
hörigen Dorfe Bernsgrün hatte einen Bürger von Pausa erschlagen 
und wurde vom Kurfürsten zu 60 Fl. Strafe verurteilt. Dieses 
Blutgeld erbat sich der Rat von Pausa und kaufte dafür ein arm- 
seliges Häuschen zur Amtswohnung für den Diakonus. Später 
als dasselbe doch zu klein und wandelbar erschien, ward es ver- 
kauft und dafür ein anderes geräumiges Haus am Mlüarkte erworben. 
Von diesem ging die Sage, daß darin drei Jungfern, Schwestern, 
welche ihre Schätze darin vergraben hätten, bei Nacht umgingen, 
und namentlich auf dem obern Boden ihr Unwesen trieben. Im 
Jahre 1822 brannte der größte Teil der Stadt und auch das Diakonat 
mit ab. Beim Aufbau vernachlässigte man dasselbe so lange, daß 
man am Ende den Stall des zur Pfarrwohnung angehkauften Gast- 
hofes als Wohnung für den Diakonus einrichten mußte, welche 
freilich sehr feucht und sonnen= und mondenscheinlos war. Merk- 
würdigerweise hat man aber von dieser Diakonatsstelle den Spruch: 
Diaconus Pausanus nunquam moritur (d. h. in Pausa stirbt der
	        
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