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gehen hineingestürzt und erst nach langer Zeit wieder sein Leichnam
gefunden worden sein. Wenn man in die Aähe dieses Ortes kam,
so hörte man fortwährend Winseln aus jenen Schächten, ohne heraus—
zubekommen, wo dasselbe herkam.
113. Der Panzerreiter zu Stollberg.
Gräße, Bd. J, Ar. 574; Köhler, Sagenbuch, Ar. 28.
In der Gegend des Städtchens Stollberg soll bei Aacht ein
Reiter ohne Kopf in einen langen schwarzen Mantel gehüllt auf
einem schwarzen Rosse herumreiten. Vor ihm her flattert eine grau
und schwarz gefleckte Krähe, welche sich auch bisweilen auf einer
großen Linde in der Oberstadt sehen läßt und durch ihr mitternächt—
liches Krächzen jedem, der es hört, den Tod binnen drei Tagen ver—
kündigen soll.
Aach anderen sollen vor dem Reiter drei Raben fliegen; auf
welchem Hause sich dieselben niederlassen, daraus soll jemand in
demselben Jahre sterben. Den Reiter nennt man den Panzerreiter.
114. Der Kärrner zu Stollberg.
Gräße, Bd. J, Ar. 575; novell. behandelt von C. Winter in der Constit.
Zeitung 1854, Ar. 101 ff.; poetisch b. Ziehnert, S. 329.
In der letzten Zeit vor dem Dreißigjährigen Kriege lebte zu
Stollberg eine Witwe mit ihrer Tochter in einem kleinen Häuschen
am Ende des Städtchens, welches ihr ihr Mann als einziges Erbe
hinterlassen hatte. Dem Hause gegenüber wohnte ein junger Mann,
der seinen Unterhalt damit fand, auf den Dörfern mit verschiedenen
Waren herumzuziehen, die er auf einem kleinen Wagen, welchen
sein Hund zog, mit sich führte. Aun war derselbe schon längst der
schönen Tochter der Witwe heimlich gut gewesen und auch diese hatte
ihn stets gern gesehen; da traf es sich, daß gerade am heiligen
Christabend er ihr sein Herz aufschloß und sie fragte, ob sie sein
Weib werden wolle. Natürlich ließ sich das Alädchen nicht lange
bitten. Beide teilten der alten Mutter die frohe ANeuigkeit mit
und feierten so recht von Herzenslust den heiligen Abend. Allein