Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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schreiten wollte, kam immer ein Gespenst in Gestalt seiner ver— 
storbenen Frau und ängstigte ihn, daß er keine Ruhe haben konnte 
und daher seinem Gesinde gebot, sie sollten in der Stube schlafen 
und ihre Betten vor seine Schlafkammer schieben. Am Donners— 
tage zuvor spricht das Gesinde: „Herr, wenn Ihr doch zuvor, ehe 
Ihr wieder Bräutigam seid, Eurer vorigen Frau einen Leichenstein 
legen ließet, vielleicht bliebe sie außen!“ Er bestellt am Freitag die 
Maurer und läßt ihn legen und sagt: „Aun habe ich meine Alte 
hier eingeschwert, sie wird nicht wiedertommen, der Teufel müßte 
sie denn herausführen!“ Aimmt die Maurer mit sich nach Hause, 
ißt und trinkt mit ihnen, bestellt einen Boten, der morgens früh 
weglaufen soll, geht zu Bette und das Gesinde liegt vor der Kammer- 
tür. Um Mitternacht kommt ein Gespenst in die Stube, sucht erst 
in den Registern und blättert darin, darnach rauscht es über die 
Gesindebetten weg, Kommt in die Kammer und erwürgt den Mann. 
Frühe Ram der bestellte Bote und wartete zwei Stunden; das Ge- 
sinde hieß ihn anpochen, rufen und gar hineingehen, da findet er 
ihn tot, und nachher hat sich dieses Gespenst ingleichen noch oft 
wieder sehen lassen. 
130. Der gespenstige Schmiedegeselle zu Johanngeorgenstadt. 
Gräße, Bd. J, Nr. 533; J. Chr. Engelschall, Beschreibung von 
Johanngeorgenstadt. Leipzig 1723. 4. S. 135. 
Im Jahre 1719 fährt Abraham Friedrich einem Schmied 
Kohlen ein; da er nun nachmittag um 1 Uhr wieder an die Mieiler- 
stätte Kkommt, und den Schmiedegesellen, welcher mit aufladen soll, 
nicht findet, oben im Gebüsche sich aber etwas bewegen sieht, meint 
er, es sei der Gehilfe, ruft daher, er solle sich herpachen und mit 
aufladen. Hierauf erschallt eine Stimme: „Jetzt gleich!." Es kommt 
auch wirklich jemand und hilft ihm etliche Kübel Kohlen auf den 
Karren heben, also daß Friedrich nicht anders meint, er habe seinen 
Gesellen. Aaccddem aber der Kohlenstaub sich ein wenig legt, sieht 
er an dessen Unterleibe eine seltsame Gestalt, stößt ihn daher von 
sich und spricht, er solle sich packen, seine Hilfe begehre er nicht. 
Worauf der andere, indem Friedrich wieder aufladet, das Lösch- 
fäßlein umkehrt und solches mit lauter Rurfürstlichem neuem ganzem 
Gelde belegt, mit Begehren, weil Friedrich ein armer Mann, solle er es
	        
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