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zwei Groschen. Da geschah es, daß das Mädchen einmal zum
Jahrmarkte nach Schneeberg ging. In der Abwesenheit öffnete die
Bäuerin, welche bereits längst gemerkt hatte, wie ihre Dienstmagd
mehr Geld besaß, als sie zum Lohne erhielt, deren Lade und fand
darin eine große Menge Zweigroschenstücke. Als nun das Mädchen
am Abend wieder heim kam, erzählte es auf dringendes Befragen
die Geschichte, wie es zu dem vielen Gelde gekommen war. Von
dieser Zeit an ist ihm jedoch die alte Frau von der Isenburg nie
wieder erschienen.
141. Der Reiter ohne Kopf auf dem Ziegenberge bei
Zwönitz.
Gräße, Bd. J, Ar. 572; poetisch beh. von Ziehnert a. a. O., S. 93.
Auf dem Ziegenberge, einem fast 300 Ellen hohen, kegel—
förmig aufsteigenden Berge soll sich ein Reiter ohne Kopf sehen
lassen, von dem sich das Volk folgende Sage erzählt. Einst (im
17. Jahrhundert) soll ein Müller in Zwönitz eine sehr schöne Tochter
gehabt haben, die mit dem Förster von Grünhain heimlich ver-
sprochen war, der übrigens mit den übrigen Gliedern ihrer Familie
so gut wie gar nicht bekannt war. A#un hatte aber der Müller
auch einen Sohn, allein von diesem hatte er sich losgesagt, weil er
ohne seine Erlaubnis die Tochter des Scharfrichters geehelicht und
somit eigentlich nach damaligen Ansichten seine Familie beschimpft
hame. GEleichwohl kamen die Geschwister an diesem und jenem
Orte miteinander zusammen, und als nun eines Tages die schöne
Müllerstochter in die Schenke, wo sie ihren Liebhaber zu treffen
dachte, zum Tanz gegangen war, traf sie ihren Bruder mit seiner
Frau und konnte es ihm natürlich nicht abschlagen ein Tänzchen
mit ihm zu machen. Während dem war aber der Förster angelangt
und gleich vom Bosse aus, wie er war, auf den Tanzsaal geeilt. Als
er nun seine Braut in den Armen eines Fremden erblickt und sieht,
wie sie freundlich mit ihm scherzt, ergreift ihn rasende Eifersucht.
Er lockt sie also unter Schmeichelworten auf den Ziegenberg, indem
er vorgibt, er habe bei dem schnellen Ritte etwas im Walde ver-
loren und sie solle ihm suchen helfen. Das Milädchen geht auch
nichts Böses ahnend mit, als sie aber an eine recht wilde verwachsene
Stelle des Berges kommen, wirft er ihr in schnellen Worten ihre