Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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und nachdem sie eines Tages ausgekundschaftet, daß der Bergherr 
allein zu Hause sein werde, weil all seine Dienerschaft zu einer Be— 
lustigung sich entfernt hätte, gelingt es ihnen, sich in die Wohnung 
desselben einzuschleichen, wo sie den Unglücklichen mit Beilhieben er— 
morden. Weit entfernt, ihr Verbrechen, dessen sie sich freuten, zu 
leugnen, stellen sie sich selbst dem Gerichte, welches sie zwar zum 
Scheine zum Tode verurteilt, allein als sich der reiche Hammerherr 
erbietet, zur Sühne jenes Mordes eine Kirche zur Ehre des H. Oswald 
zu erbauen und auch die Armen der Stadt reichlich zu bedenken, 
kein Bedenken trägt, die Todesstrafe in diese Geldbuße zu verwan— 
deln. Auch fackelte Klinger nicht lange, sein Versprechen zu halten. 
Er ließ Arbeitsleute, soviel ihrer nur kommen wollten, für seinen 
Bau anwerben, Bauholz in seinen Wäldern schlagen und Steine 
in seinen Steinbrüchen brechen, zahlte mit vollen Händen, und es 
verging kein Jahr, da stand die Kirche fertig da. Aun ließ er es 
auch nicht an reicher Ausschmückung des Innern fehlen, Kanzel und 
Altar waren von den geschicktesten Künstlern gearbeitet uud mit der 
äußersten Pracht geziert, eine herrliche Glocke zierte den Turm und 
alles war zur Einweihung der Kirche in Bereitschaft. Siehe da 
zog an demselben Morgen, wo die Geistlichkeit sich anschickte, das 
neuerbaute Gotteshaus zu weihen, ein furchtbares Gewitter über 
das Tal herein, und sei es Vorgefühl dessen, was Kkommen sollte, 
man zögerte, die Prozession zu beginnen; selbst der Glöchner wei- 
gerte sich, die Glocke ertönen zu lassen, bevor das Unwetter nicht 
vorüber sei. Da ward Klinger ungeduldig und schwur und vermaß 
sich hoch und teuer, nichts solle ihn abhalten, das einmal angefangene 
Geschäft zu unterbrechen, und wenn niemand anders es tun wolle, 
so werde er selbst in die Kirche eilen und das Geläute zum ersten 
Alale in Bewegung setzen. Zwar versuchten ihn die Priester von 
diesem Beginnen abzuhalten, aber umsonst, er stürzte in den Turm 
und fing an die Glockhe zu ziehen. Aber sonderbar, dieselbe klang 
wie ein Armesünderglöckhchen und lange zuvor, ehe er ausgelauten 
hatte, fuhr ein Blitzstrahl aus dunkler Wetterwolke herab in den 
Turm, tötete Klinger und zündete die Kirche an. ANiemand wagte 
zu löschen, denn jeder sah hier das Gericht Gottes, und so war in 
kurzem von dem schönen Bau nichts als die Mauern übrig, und 
niemand wagte es seitdem, die Kirche wieder aufzubauen. Klingers 
Leichnam ward zerschmettert im Turme gefunden und am Nande des
	        
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