Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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junges bildsauberes Mädchen war sie nach Dresden gekommen in 
den Dienst einer vornehmen Frau. Dort ging es lustig zu und 
Resel wurde von einem jungen Franzosen, in den sie sich verliebt 
hatte, verführt. Der zog bald darauf mit seinem Kaiser in die 
Kriege der damaligen Zeit und Resel Kam wieder nach Hause, aber 
nicht allein, sondern sie brachte ein schwarzhaariges, schwarzäugiges 
kleines Mädchen mit. Alle schauten sie deshalb über die Achsel an 
und nannten sie die Franzosen-Resel. Selbst ihr Vater wollte sie 
erst nicht wieder aufnehmen in sein Häusel, tat's aber zuletzt doch 
auf Zureden des Pfarrers. Die Resel ernährte sich und ihr Kind 
schlecht und recht durch Botengänge und Krankenpflege. Daher 
kam es, daß sie auch, als 1813 nach den Schlachten in Böhmen 
verwundete Soldaten nach Moarienberg gebracht wurden und das 
Bergmagazin Lazarett wurde, dorthin als Pflegerin ging. Sie 
trug aber von dort den Keim des Todes in das Haus ihrer Eltern. 
Diese starben ebenso wie das Kind der Resel schnell hintereinander 
und auch im Bergmagazin verging RBein Tag, wo es nicht Tote 
gab. Es war eine schwere Zeit und die Resel zuletzt der einzige 
Mensch, der die sterbenden Kriegsleute noch pflegte. Da wollte es 
das Unglück, daß Resel in einem gestorbenen Franzosen ihren der- 
einstigen Geliebten erkannte. Diese Tatsache in Verbindung mit 
den monatelang erduldeten schweren Prüfungen brachte das arme 
Weib um den Verstand und in ihrem Wahnsinn schleppte sie die 
sterbenden Soldaten an den Beinen die schmalen Steintreppen hin- 
unter, daß ihr Kopf auf den einzelnen Stufen aufschlug und sie 
unten mausetot waren. Die Leichen warf die BResel, die stark und 
kräftig war, in den hinter dem Bergmagazin damals befindlichen 
Steinbruch. So trieb's die Unglüchliche von morgens früh bis 
abends spät. Am anderen Morgen aber wurde auch ihre Leiche 
in dem benachbarten Weiher gefunden. Das schwere Herzeleid hatte 
sie ums Leben gebracht und in den Tod gejagt. Ihre arme Seele 
aber kann noch immer kGeine Ruhe finden und geht im Berg- 
magazin um in den Monaten, in denen damals all dies Unglück 
geschehen ist. Schon mancher hat sie gesehen in der Nacht beim 
Mondenschein, der in die Aähe des Bergmagazins gekommen ist.“
	        
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