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182. Die grüne Frau zwischen Altenberg und Zaunhaus.
Gießler, Sächsische Volkssagen, Stolpen, S. 618. «
Auf der Straße zwischen Altenberg und Zaunhaus in der
ABähe des hoch über das Land emporragenden Kahlenberges gesellt
sich nach der Sage manchmal eine schweigsame, dunkelgrün und
nach längst vergessener Mode gekleidete Frau zu dem Wanderer,
geht neben ihm her, ohne ihm Rede zu stehen, biegt auch wohl auf
einen sonst nicht sehr betretenen Waldweg ein und verschwindet da—
selbst. Dieselbe zeigte sich zumeist nach Eintritt der Abenddäm—
merung, seltener des Aachts, ist aber auch schon im Morgengrauen
bemerkt worden. So erzählte einst ein sonst glaubwürdiger Mann,
daß er in seiner Jugend, als er am frühesten Morgen der verbotenen
Lust des Vogelstellens in der Nähe von „Paradies-Fundgrube“ am
Kahlenberge nachgehen wollte, einer lustwandelnden Dame begegnete,
die er höflich begrüßte und anredete, da er selbige für die alte
Schwester des damaligen Bergmeisters hielt. Der junge Mann er-
hielt keine Anwort; die Frau ging an ihm vorbei, in einen Wald-
weg hinein und verschwand dort vor seinen Augen.
183. Einem Bergmanne in Aeu-Geising erscheint ein
grauer Mann.
Köhler a. a. O., Ar. 156; Meißner, Umständliche Nachricht von der
Bergstadt Altenberg, 1747, S. 239.
Gottfried Behr, welcher im Zwitterstock zu Altenberg arbeitete
und einen Brennofen beschickte, erzählte folgendes: Es sei am
31. August 1713, als er in seinem Hause zu Aeu-Geising früh vor
3 Uhr habe aufstehen wollen, ein Mann, grau von Haaren und
Bart, in einer vollkommen menschlichen Gestalt, in einer langen
grauen Kutte vor sein Bett getreten und hätte gesagt: „Warte
immer noch ein bißchen!“ Und als Behr geantwortet: „Ich muß
anfahren“", hätte dieser weiter gesagt: „Du sollst noch eher droben
sein, als der, so mein Volk zählen läßt. Warte noch ein bißchen,
ich will dir was sagen. Ich will mit dir ins Zechenhaus gehen
und dir was weisen, wie ich mein Volk will wegnehmen. Du hast
unterschiedliche Warnungen getan und dabei haben dich viele ver-