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Schweiß von der Stirne rann. Unter einer Birke machte er ein
Loch, einige Fuß tief; doch war ihm bei dieser Arbeit nicht ganz
wohl, denn der Himmel umzog sich mit dunklen Wolben, Blitze
leuchteten durch des Waldes Düster und in der Ferne rollte der
Donner. In aller Eile setzte er die Lade in das gegrabene Loch,
schaufelte Erde darauf, bedechte es mit Rasen und begab sich nun
eiligst auf den Rüchweg. Je näher er an Brand kham, desto
eiliger hörte er hinter sich trippeln und trappeln und als er sich
auf einen Augenblich umsah, erblichte er zu seinem.- Entsetzen die
begrabene Puppe mit hellleuchtenden Augen. Außer sich vor Schreck
kam er halbtot nach Hause, aß und trank nicht und legte sich zu
Bette. Das hitzige Fieber übermannte ihn und schon nach drei
Tagen war er eine Leiche.
Seit jener Zeit hat man von der gespenstischen Puppe nicht
mehr viel vernommen. Als jedoch das Erbgericht neu aufgebaut
wurde, wollen einige Bauleute dieselbe gesehen haben, wie sie auf
den halbvollendeten Alauern herumgesprungen sei, und man sagt,
daß sie heimlich samt der Lade wieder aus dem Spitalwalde herein-
geschafft worden wäre.
186. Der Schamprich zu AMossen.
Köhler a. a. O., Ar. 87.
Auf dem Fußwege, der an der Südseite des Schloßberges
von der Unterstadt (dem früher sogenannten „Loch“) nach der Ober-
stadt führt, trieb noch vor fünfzig Jahren ein Sputqgeist, der
Schamprich, sein Wesen. Er pflegte sich des Nachts den Leuten
am Anfange des Weges nach einigen Schritten „aufzuhuchen“ und
sich den Berg hinauf bis zum Stumpfe einer großen Eiche tragen
zu lassen, wobei die Last immer schwerer wurde. Mit dem Aeubau
der Dresdner Straße, bei der auch der obere Teil des Weges in
Wegfall kam, ist er verschwunden. Der Eichenstumpf befand sich
gegenüber dem dichen runden Eckturme, in welchem Lips Tullian
einige Zeit verwahrt worden sein soll, links am Wege.
In früherer Zeit mußte der Stadtnachtwächter am nördlichen
Schloßgraben entlang gehen und von der äußersten Bergecke aus,
an der sogenannten Dechanei, die Stunde abtuten. Da hat er